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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 621 -
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621 Towianskis Auftreten rief in der Literatur eine unerwartete und sehr bedeutende Erscheinung hervor. Die katholische Richtung trat seit dem Jahre 1831 auch in der Literatur stärker hervor: die Tendenz, religiöse Gefühle zu festen Überzeugungen auszubilden, machte sich immer mehr geltend. Aus derselben ging der Gedanke eines neuen Ordens hervor, der auch in der That in Rom (1842) endgiltig gegründet wurde. Als nun aber in der Emigration die Gefahr neuer Häresie sich zeigte, war es Pflicht der jungen Ordensbrüder, gegen dieselbe aufzutreten. Hieronymus Kajsiewicz, geboren 1812, im Jahre 1831 ein tapferer Uhlane, dann in Paris ein eifriges Mitglied allerlei revolutionärer Clubs, von Mickiewicz und dessen Freunden auf eine bessere Bahn gelenkt, mit seinem Freunde Semenenko, Gründer des Resurrectionisten-Ordens, wurde jetzt nach Paris geschickt, um gegen den neuen Irrthum zu kämpfen. Er betrat die Kanzel und enthüllte auf einmal ein Rednertalent, wie es in Polen seit Skarga nicht gehört worden war. Von den vielen ausgezeichneten Predigern, die jene Zeit aufkommen sah, — Janiszewski, Antoniewicz, Prusinowski, Kozmian, endlich dem viel jüngeren Golian — näherte sich keiner dem großen Vorgänger so sehr, wie Kajsiewicz, welcher gleich Skarga mit außerordentlicher Kraft den Polen die Schuld vor Augen hält, welche sie an ihrem Vaterlande und dessen Zukunft begangen haben. Er starb in Rom 1873. Krasinski wurde von der Towianski'schen Lehre nicht angesteckt, ihm galt sie als eine leere und schädliche Träumerei. Jenes System der Historiosophie aber, welches er selbst in diesen Jahren herausgebildet hat, war doch vom Mysticismus nicht ganz frei. Er folgte der von seinem Freunde Eieszkowski in den Prvlegomena zur Historiosophie (1838) durchgeführten Eintheilnng der Weltgeschichte in drei Hauptepochen und baute auf dieser Grundlage weiter fort. Die zweite christliche Epoche weist in unserer Zeit alle jene Vorzeichen des Verfalles auf, welche einst das nahe Ende des heidnischen Alterthums kennzeichneten. Wie damals das Christenthum, so muß jetzt etwas auftreten, was der Menschheit neues Leben bringen wird. Die dritte Epoche naht heran; sie wird sich aber nicht auf eine neue Offenbarung, sondern blos auf eine bessere, genauere Ausführung und Realisirung des bereits offenbarten Willens und Gesetzes Gottes stützen. Die allmälige, aber fortwährend steigende Negation des christlichen Bewußtseins bei Völkern und Staaten ist die Ursache eines fürchterlichen Chaos, dessen grausen Anblick unsere Zeit darstellt. Die Wiedergeburt der Civilisation, der Menschheit überhaupt, ist nur durch die Verchristlichung aller, vor Allem aber der politischen Verhältnisse, des Völkerrechtes, möglich. Die Theilung Polens war der allergrößte Frevel, der an einem so begriffenen Völkerrechte begangen wurde; dessen Wiedergeburt muß also zum Anfang und zur Grund- bedingung jener dritten glücklichen Epoche der Gerechtigkeit, der höheren, wahrhaft christlichen Civilisation werden.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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