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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 678 -
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678 gemeinsame Plananlage und wendet dasselbe Constructionssystem an. Sie bedient sich für die Constrnetions- und Ornamentationstheile des behanenen Kalksteines, kennt weder geformte noch glasirte Ziegel und steht mit der Ziegelarchitektur der baltischen Küste iu keinem Zusammenhange. Ihre nächsten Beziehungen hat sie zu den Denkmälern Breslans. Dnrch ihre Dimensionen am erhabensten, dnrch ihre Ausschmückung nnd durch die Schlankheit der Proportionen des gewölbten Inneren am hervorragendsten ist in dieser Gruppe die Kirche der Jungfrau Maria am Ring. Das reich gewordene Krakauer Bürger- thum sucht mit der neuerbauten Kathedrale am Wawel durch den Ban einer neuen großen Hauptpfarrkirche zu concurriren. Das alte Heiligthum wird niedergerissen; man erhält nur die alten Frontthürme, welche man mit dem Körper der neu zu bauenden Kirche zu vereinigen gedachte. Der Bau zieht sich durch die ganze zweite Hälfte des XIV. Jahrhunderts hiu. Die Einwölbung beendigte in den Jahren 1397 bis 1398 der ans Prag berufene Meister Werner. Der Grundplan der Kirche zeigt ein breites Mittelschiff mit schmäleren Seiten- schiffen. Das Mittelschiff ist über die Seitenschiffe Hinausgebant und endet in ein gleich langes Presbyterinm, das mit drei Wänden eines Achteckes abgeschlossen ist. Ein Querschiff fehlt, deshalb zieht sich die Höhe der Wölbung von der Arkade zwischen den Thürmen bis zum Apsisabschlufse des Presbyteriums, das durch einen, den sogenannten Regenbogen, kaum durchbrochen ist. Die Seitenschiffe endigen ebenfalls mit demselben Triumphbogen; deshalb tritt das Presbyterium nach außen allein hervor und ist mit Streben umfaßt. In den Vorderschiffen vereinigt das Krakauer Constrnctionssystem die Principien der inneren Streben hinter den Pfeilern. Ungemein tief herabreichende lange Fenster mit drei Feldern nnd reichem Maßwerk werfen ein Helles Licht in das Innere des Presbyteriums. Den inneren Schmuck bilden Dienste, welche sich auf den Wänden im weiteren Verlaufe der Gewölberippen herabsenken und ihre Verbindnng am Kämpfer der Kreuzkappen mit einer herrlichen Blätterornamentik auf den Dienstcapitälen, Figurensockeln und Baldachinen und in den prunkvollen Maßwerkreliefs an den Wänden des Presbyteriums finden. Die Außen- seite repräfentirt sich als ein Ziegelrohban, anf den Strebepfeilern erheben sich steinerne herrliche Fialen. Figürlicher Schmuck findet sich an Fensterpfosten, nnd in der Hohlkehle des Kranzgesiinses sitzen phantastische Figuren, welche auf alten, ans dem Westen stammenden Legenden und Anschauungen beruhen. Mit diesem Denkmale hält keine andere Kirche dieser Gruppe iu der Bearbeitung der Details einen Vergleich aus. Nur au der Dominicanerkirche findet man ein ebenso schönes ornamentirtes Portal, welches an den Steinmetz der Marien- kirche erinnert. Gemeinsam bleibt ihnen aber die Majestät des Innern, zumal in den schönen Proportionen der hohen Wölbungen nnd Pfeilerstellnngen, welche die Vorderschiffe trennen. Zn den Überresten des XIV. Jahrhunderts gehört das alte Kirchlein in Niepolomice, einschiffig, mit einem Thurme in der Front, mit Portal uud schöner Wölbung im
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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