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welche unter der Leitung des Landesmeliorationsbureaus auf Kosten des Landes, des
staatlichen Meliorationsfonds und der loealen Interessenten in mehreren Gegenden des
Landes ins Werk gesetzt wurde. Einzelne von diesen Unternehmungen sind schon vollendet
uud haben ansehnliche Flächen der landwirthschastlichen Cultur erhalten oder derselben
wiedergewonnen; bei weitem mehr bleibt in dieser Richtung indeß noch zu thun übrig. In
der ueuesteu Zeit wurden bemerkenswerthe Versuche auf dem Gebiete der Torfmooreultur
angestellt, namentlich in Rudnik, Bezirk Nisko, und in Korsöw, Bezirk Brody.
In den ersten Decennien dieses Jahrhunderts, als der Ackerbau in Galizien immer
weitere Flächen in seinen Bereich zog, wurden mit Ausnahme der eigentlichen Gebirgs-
gegend nnd der waldigen Landstriche an der Nordgrenze des Landes überall im Lande die
sonstigen Zweige der ländlichen Wirthschaft dem Streben nach einer möglichst ausgedehnten
Getreideprodnetion untergeordnet. Dies war in hohem Maße auch mit der Viehzucht der
Fall. Im ganzen Osten des Landes fand der Großgrundbesitzer seine Rechnung darin, die
aus Südrußland, namentlich aus Bessarabien, zum Theil auch aus der Moldau, in großen
Heerden eingeführten Ochsen billig einzukaufen, als Zugvieh zu gebrauche«, hierauf bei den
Brennereien zu Mast einzustellen oder aber auf den üppigen Weiden ain Dniester zu mästen
und nach Westen, insbesondere anf den damals weitberühmten Olmützer Markt zu führen.
Diese Vermittlerrolle im Viehhandel mußte nothwendigerweise auf die Aufzucht
von Rindern im Jnlande ungünstig einwirken, die sich denn auch immer mehr auf den
Westen des Landes und das Gebirge beschränkte, während außerhalb dieser Gegenden die
Kälber, insofern sie nicht zur Ergänzung der nothwendigen Zahl von Kühen verwendet
wurden, zur Schlachtung gelangten. Bei den damaligen Communieationsverhältnissen konnte
von einer ausgedehnten Milchwirthschaft keine Rede sein; dieselbe war nur auf den eigenen
Bedarf und höchstens noch auf die Versorgung des nächsten Marktes berechnet. Nichtsdesto-
weniger fand sich auch damals schon, namentlich im westlichen und mittleren Theile des
Landes eine Anzahl von Gutswirthschaften, auf denen die Rindviehzucht mit Sorgfalt und
Vorliebe betrieben wurde. Zumeist wurden hier fremde Racen gepflegt, am häufigsten das
zum Theil noch im vorigen Jahrhunderte eingeführte „Holländer Vieh", worunter sowohl
die holländische Race als auch verwandtes Niedernngsvieh verstanden wnrde, dann aber
auch fremde Gebirgsraeen unter der Benennung „Tiroler" oder „Schweizer" Vieh.
Die fortwährende Einfuhr von Steppenvieh aus Rußland und Rumänien hatte aber
eine immer häufigere Einschleppung der Rinderpest zur Folge, welche wieder von der Zucht
werthvolleren Materiales abschreckte uud den Erfolg der nach dem Jahre 1870 vom Staate
durch Vermittlung der Landwirthschaftsgesellschaften gewährten Subventionen zur Hebuug
der Riudviehzucht gefährdete. Es erfolgte demnach mit dem Jahre 1882 die Sperrung der
russischen nnd rumänischen Grenze für die Einfuhr von Rindern, eine Maßregel, welche für
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch