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Neben der Holzindustrie ist als verwandter Gewerbezweig die Papierindustrie zu
nennen. Es gehören hierher die eigentlichen Papierfabriken in Sasöw, Czerlany, Zabtoeie
bei Zywiec (Saybnsch) und andere mehr und mehrere Holzstoffabriken. Die galizischen
Fabriken erzeugen Druck-, Schreib- und Packpapiere in verschiedenen Gattungen und sehr
guter Qualität. Als Exportwaare, welche nach West- und Südeuropa und nach Nordafrika
ausgeführt wird, sind die vorzüglichen galizischen Seidenpapiere (Pack- und Eigaretten-
papiere) hervorzuheben.
Die Textilindustrie wird im Lande in vielen Gegenden als Hausindustrie von
der Landbevölkerung betrieben; die größeren Fabriksunternehmungen coneentriren sich
in der Umgegend von Biala, Kxty und Zywiec. In der jüngsten Zeit wurde in Podgorze
(bei Krakau) die erste Bindfaden- und Spagatspinnerei errichtet. Die bekannten Bialaer
Tuchfabriken, sowie die neuerrichtete Fabrik in Zywiec (Saybnsch) erzeugen Modewaaren,
das heißt dessinirte Tücher für Herren und Damen, glatte Tücher für Wägen, Billards,
Civiluniformen ?e., Militärtuch, endlich das sogenannte Orienttuch, welches nach dem
Orient und nach Süd-Amerika ausgeführt wird. Die Bialaer Schafwollwaareufabrikeu
zählen sechs bis sieben große Etablissements mit einer durchschnittlichen Jahresproduktion
von400.000bis6(»0.(>0() Gulden, circa fünfzehn Mittelbetriebe, endlich einige wenige Klein-
betriebe, in welchen sich noch der Typus des ehemaligen Bialaer Tuchmachers erhalten
hat. In den größten Unternehmungen vereinigt sich die Spinnerei mit der Weberei und
der Appretur, die meisten Mittel- und Kleinbetriebe befinden sich in Platz- und Kraftmiethe
bei Unternehmern, welche gewöhnlich die Appretur der Schafwollwaaren besorgen.
Zur Textilindustrie gehören noch die jüdischen sogenannten Tallesfabriken in
Kotomea, Jaroslau und Krakau. „Talles" ist der hebräische Name für die charakteristischen
schwarz-weißen Gebettücher, welche von den sogenannten orthodoxen Juden während des
Gebets umgehängt getragen werden. Die bedeutendste Tallesfabrik besteht in Kotomea.
Es werden hier auf circa vierzig Handwebstühlen von sehr primitiver Construetion die
weißen Gebettücher aus Wolle erzeugt und nach allen Weltgegenden, wo sich noch die
alte jüdische Sitte erhalten hat, versendet.
In das Gebiet der chemischen Industrie gehören die Ammoniak- und Sodafabrik in
Szczakowa, die Schwefelsäurefabriken in Saybnsch und Gorlice, die Zinkweißfabrik
in Niedzieliska, die Knochenmehlfabriken in Saybusch, Podgorze, Jaroslau, Lemberg,
Krukowice, Rzeszöw, Klimköwka und andere mehr, die Zündhölzchenfabriken in Skole,
Stryj, Krowodrza bei Krakau, Kotomea ?c., die Olfabriken in Krakau, Lemberg und
Sambor, die Seifenfabriken in Krakau, Zabloeie bei Saybusch und Biala, die Albumiu-
fabrikeu in Krakau und Hnsiatyn, endlich diejenigen industriellen Unternehmungen,
welche Petroleum und Erdwachs verarbeiten (Raffinerien, Kerzenfabriken ?c.).
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch