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In solcher Noth, selbst von seinen eingeschüchterten Bojaren verlassen, blieb Peter keine
Wahl als Flucht oder sicherer Tod. Noch ehe er den von Ferdinands Bevollmächtigten
schließlich durchgesetzten Frieden mit Polen znm Abschlüsse bringen konnte, zog er sich im
September, als die Türken schon vor Suezawa standen, nach Siebenbürgen zurück und
erreichte, vom Feinde verfolgt, mit knapper Noth die Grenze und seine Burg Csicsö,
wohin er seine Familie und Schätze in Sicherheit gebracht hatte. Suezawa und die Bojaren
ergaben sich auf Gnade und Ungnade; Hauptstadt und Land mußten die erbarmnngsloseste
Plünderung über sich ergehen lassen. Das Schlimmste, die Verwandlung des Fürstenthums
in ein türkisches Paschalik, wie man allgemein befürchtete, ward jedoch dank dem
bestehenden Vasallitätsvertrage verhütet. Aber mit Übergehung des durch jenen Bertrag
gewährleisteten Wahlrechtes setzte der Sultan den neuen Wojwoden ein. Es war dies
Stefan, ein natürlicher Sohn von Peters Halbbruder Alexander (dem vor seinem Vater
gestorbenen Sohne Stefans III.), der als Priuzensohn am Hofe des Sultans geweilt hatte.
Doch mußte derselbe durch die Abtretung des zwischen der Dniestrmünduug, dem Pruth und
der Donau gelegenen Gebietes den Abzug Suleimaus erkaufen.
S te fan V. Lokusta (1538 bis 1540) schloß den von Peter mit Verzichtleistung
auf Pokutieu bereits angenommenen Frieden mit Polen. Als er in der Burg zu Suezawa
infolge verhaßter Gewaltherrschaft ermordet wurde, wühlten die Bojaren einen anderen
Prinzenbastard, Alexander III. Cornea (1540 bis 1541), von Elias dem Sohne
Peters III., zum Fürsten.
Indessen war es Peter Rares gelungen, durch reiche Geschenke und durch die Kunst
seiner Rede die Gunst des Sultans zu gewinnen. Während er auf der Burg Csicsö von
Zäpolya halb gefangen, halb in Sicherheit gehalten wurde, verlangte der Sultan seine Aus-
lieferung. Da Zäpolya zögerte, wandte sich Peter selbst mit einem Schreiben an den Sultan
nnd bat um Freilassung, damit er persönlich vor ihm erscheinen und sich rechtfertigen
könne. In der That wurde er im Auftrage des Sultans aus Csicsö entlassen. Im Februar
1540 sah man ihn zu Weißenburg fröhlich und hoffnungsvoll auf dem Wege nach
Constantiuopel. Schon im folgenden Monat erhielt man in Ungarn die Nachricht, daß
Peter beim Sultan gute Aufnahme gefunden und demnächst die Regierung wiederzuerlangen
hoffe. Nach Stefans V. Ermordung wurde die Erwartung zur That. Peter erhielt gegen
Erhöhung des ordentlichen Tributes auf 12.000 Ducateu die Investitur als Wojwode,
und im Januar 1541 zog er in Begleitung türkischer Truppen nach der Moldau, um die
Regierung zu übernehmen. Alexander trat ihm bewaffnet entgegen, wurde aber von
Peter, der begeisterte Aufnahme bei den Seinen fand, geschlagen und enthauptet.
Peter widmete seine zweite Regierung vorzüglich den Werken des Friedens,
namentlich Klosterstiftungen. In der Bukowina hatte er schon früher die Klosterkirche
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch