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bloßem Schöpfhaken (earli^ versehener Brunnen. An der Ostseite des Hauses, hie nnd da
auch an der Südseite des Hofraumes, ist gewöhnlich ein kleiner Gemüse- und Blumengarten
angelegt und dnrch einen Zaun vom Hofraume und dem übrigen Grnnd getrennt. Hinter
dem Hause und an der Westseite des Hofranmes sind landwirthschaftliche Gebäude und
Stallungen angebracht, hinter welchen in der Regel auch ein kleiner Obstgarten sich befindet.
Bei ärmeren Leuten besteht das Wohnhaus blos aus dem Vorhause und einem einzigen
Zimmer, welches nnr zwei, in der Front- und Ostwand angebrachte Fenster hat; auch die
landwirtschaftlichen Gebäude find bei diesen anf das Unentbehrlichste beschränkt, oder sie
fehlen gänzlich. Die Häuser eines Dorfes sind zerstreut und ohue Rücksicht auf die Haupt-
straße oder Nebengassen desselben angelegt.
Die Rumänen der Bukowina sind von kräftigem Körperbau, die Gebirgsbewohner
meist von hoher, die auf dem flachen Lande lebenden aber gewöhnlich von mittlerer Statur,
in der Regel von dunklerer Gesichtsfarbe und regelmäßigen Gesichtszügen. Man findet
unter denselben Typen, die an Römer und Griechen erinnern. Insbesondere sind die
Bewohner des flachen Landes im Suezawer, Radautzer, Serether nnd Storozinetzer Bezirke
von seltener Schönheit.
Die Nationaltracht des Landvolkes besteht bei dem Manne in einem weißen, langen,
mit breiten Ärmeln versehenen, aus Hanf oder Lein verfertigten Hemde, dessen Brustöffnung
am Halse nur durch zwei an den Enden zumeist mit kleinen Quästcheu versehene
Zwirnfäden (cliiotori) zusammengehalten wird, und dessen Saumtheil über die gleichfalls
aus Hanf oder Lein verfertigten Unterhosen bis zu den Knien hinabreicht. Das Hemd
hält entweder ein langer aus Wolle gewebter Gürtel (brau) oder ein kurzer, aber breiter
mit messingenen Schnallen versehener Doppelriemen (eures) stramm nm den Leib. Am
Halse tragen manche ein schwarzseidenes Halstuch. Als Fußbekleidung dienen Opintschen
(opinei), hie und da auch grobe Schuhe (boeanei) und nnr bei feierlichen Anlässen und
an Festtagen hohe, an der Knöchelbeuge mit Falten versehene, an den Absätzen mit Huf-
eisen beschlagene Röhrenstiefel. Die Opintschen werden um den Fuß mittelst einer sehr
langen, aus Roß- oder Ziegenhaar verfertigten und quer durch die am Rande befindlichen
Löcher gezogenen Schnur festgehalten, welche dann noch vom Knöchel nach aufwärts iu
einer Breite vo» 1 bis 1'/» Ceutimeter um den Fuß zur Zierde und zum Schutze
gebunden ist. Die Weiber tragen eine eigene Art aus weiß-wollenem Tnche genähter
Gamaschen (eiorapi), die Männer aus eben demselben Stoffe verfertigte Hosen
(dsrneveei oder ewareei). Über dem Hemde trägt man, je nach der Jahreszeit und
Bequemlichkeit, eine» kurzeu (peptaras) oder einen langen ärmellosen Pelz (peptar)
oder einen vollständigen Pelzrock (eo^oe). Alle drei sind aus gegerbtem Schaffell
nnd haben kein Oberzeug, weil die Außenseite hübsch weiß gemacht wird; alle drei
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch