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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bukowina, Band 20
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202 Wenn die Hirten ihre Herde ans die Weide treiben, so nimmt ein jeder außer dem Hirtenstocke auch noch eine Hirtenflöte (tluer) mit, der sie die schönsten Weisen zu entlocken wissen. Die Schafe werden dreimal täglich gemolken und zu diesem Zwecke von dem Oberhirten mittelst eines etwa zwei Klafter langen, dünnen und nur an der Endseite breiten Rohres (bueiuin) von der Weide gerufen. Die Rufmelodien sind sehr hübsch, werden weithin gehört und erwecken einen feierlichen Wiederhall in den Bergen. Nach dem Abendmelken werden die Schafe noch auf kurze Zeit, gleichsam zum Spaziergange (w porneala), auf die Weide, hierauf in die Einfriedigung (tärlü) getrieben. Die Hirten speisen, unterhalten sich eine Zeit lang und legen sich hierauf schlafen, um noch vor Sonnenaufgang die Schafe wieder auf die Weide zu treiben. Den nächtlichen Wachdienst besorgen die Hunde. Im Spätherbste verlassen die Gebirgsbewohner ihre Sennhütten, um mit den Herden da zu überwintern, wo sie Heu genug gemacht haben, und wo sich für sie ein ärmliches Häuschen (oclaie), für die Mehstücke eine ganz- oder halbgedeckte Umfriedigung (tarc, oeol) befindet. Die nun eintretenden rauhen Tage des Herbstes gemahnen die zerstreuten und geschäftigen Bewohner sich wieder um den Hausherd zu versammeln und für die Bedürf- nisse des herannahenden Winters zu sorgen. Die Gebirgsbewohner steigen in ihre Thäler herunter, versorgen das Hans mit dem nöthigen Brennmateriale, beginnen Tannenbäume zu fällen, Klötze für Schindeln und für die Sägemühlen vorzubereiten und den letzteren zur Verarbeitung zu Brettern, Pfosten, Latten :c. zuzuführen. Die Bewohner des flachen Landes aber beginnen, nachdem sie ihre Feldfrüchte eingeheimst und in Scheuern (swäonlü) oder auf Tennen (arie) in Schobern (stvF) untergebracht haben, das Getreide anszndreschen nnd die Frucht in Speichern (dimdar, Fi-anar) unterzubringen oder auf den Markt zu führen. Das Dreschen des Getreides und die Zufuhr des Brennmaterials aus dem Walde für ein ganzes Jahr sind die Hauptbeschäftigung des Landmannes während des Winters; ist dies zu Ende, so bleibt ihm nur noch die Pflege seines Viehstandes und die Ausfuhr des Düngers auf die Felder übrig. Nicht so verhält es sich mit der Arbeit der Frauen. Bei diesen dauert auch während der Winterzeit die Beschäftigung ununterbrochen fort. Sobald sie den Männern auf dem Felde wenig oder gar nichts mehr zu helfen haben, fangen sie an, die Wolle zu waschen und zu krämpelu, den Hanf und Flachs zu weichen, zu brechen, zu hecheln und zu bürsten, hierauf alles zum Spinnen und für den Webstuhl (stativü psntru tssut) vorzubereiten und endlich allerlei Leinwand und Tuchgattungen zu weben und verschiedene Wäsche für die Angehörigen anzufertigen. Daher auch der Spruch: »k'eineea lmbraeü casa! — Das Weib kleidet das Haus!" Um an den langen Winterabenden die Arbeitslust für längere Zeit rege zu erhalten, versammeln sich, sobald es dunkel wird, mehrere Nachbarinnen, abwechselnd bei einer ans ihrer Mitte oder in einem eigens dazu gemietheten Loeale, indem eine
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bukowina, Band 20
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bukowina
Band
20
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1899
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.14 x 21.77 cm
Seiten
546
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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