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Meinung, daß hiednrch die Genesung des Kindes herbeigeführt wird; trifft es wirklich zu,
so behält das Kind den Namen fürs Leben.
Sobald die Kinder zu gehen beginnen, so üben sie Körper und Geist durch allerlei
Spiele, die sich aus ihren künftigen Beruf beziehen. Zu den Spielen für beiderlei Geschlechter
gehören: cle-a mitu oardä — die blinde Katze (Kuh); cle-u puii Kuii oder "puü »
— die Küchlein und der Geier; cls-a poarca ----- Schweintrieb zum Markte, ?c.
Die Lieblingsspiele der Knaben sind zumeist: — Ballspiel; päretele
oder cle-a meta ----- Ballkriegsspiel; cke-a lranw — Ringspiele :c.
Das Ballspiel (cke-a min^ea) wird von zwei oder drei Paaren Knaben gespielt, von
denen ein oder zwei Paare, mit Stöcken versehen, sich in einiger Entfernung voneinander
postiren und ein kleines Loch in die Erde graben, worin sie das Ende des Stockes
fortwährend halten müssen, damit nicht einer von den zwei hinter ihnen stehenden Ball-
werfern den Ball in dasselbe stecken könne. Während der eine Ballwerfer seinem Partner
den Ball zum Einfangen zuwirft, suchen diesen die Gegner mit den Stöcken zn treffen, die
Stöcke dann aneinander in der Mitte der Bahn anzuschlagen (ckau lies), hierauf schnell zu
den Löchern zurückzukehren und die Stöcke in dieselben zu stecken, bevor die Gegner den
Ball darein legen; geschieht dies doch, so werden die Ballschläger zn Ballwerfern.
Beim Ballkriegsspiel wird die ganze Gesellschaft von zwei aus derselben gewählten
Commandanten (lata, inaina) zuerst in gleichwärtige Paare sortirt und über jedes Paar
von den Commandanten zur Auswahl das Los geworfen. Ist auf diese Weise die Spiel-
gesellschaft in zwei gleiche Hälften getheilt, so wird noch einmal gelost, welche Hälfte zuerst
zum Ballschlagen kommt. Dann wird von dem Platze der Ballschläger an, nach einer zum
Ballschlagen günstigen Richtung, eine ziemlich weite Entfernung durch irgend ein Zeichen
lpärete, inetä) markirt. Hinter diesem Markzeichen stellen sich die Ballfänger weit
auseinander zerstreut auf, während die Ballschläger oben beisammen bleiben und jeder
derselben nacheinander den Ball gegen seine Gegner dreimal zu schlagen sucht und im
Verlaufe der drei Schläge oder nach denselben, wenn ein anderer den Ball gut getroffen
und weit geschlagen hat, die ganze Bahn bis zum Markzeichen hin nnd zurück durchlaufen
muß. Kann er dies nicht, oder wird der Laufende von einem der Gegner mit dem ergriffenen
Balle während des Laufens getroffen, oder wird der Ball aus der Luft mit den Händen
eingefangen, so kommen die Ballfänger an die Reihe znm Ballschlagen. So wird das Spiel
abwechselnd beliebig lange fortgesetzt.
Beim Ringkampf (tiÄntü) wird besonders die Körperkraft und der Erfindnngssinn
geübt. Es gibt vorzüglich drei Gattungen der trlntä, die lnuitu ckroaplä — regelrechter
Ringkampf, voinieensca, — heldenartiger und tälliäreaseä oder kowsoä — diebischer
Ringkampf. Bei der tiänta ckreaptä fassen sich die Ringenden kreuzweise an den Schultern,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch