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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bukowina, Band 20
Seite - 254 -
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254 Volksmund: „Auch der Hahn ist am Miste ein Wirth." Von einem Nachbar, welcher nachbarliches Gnt und Hilfe mißbraucht, heißt es: „Mit des Nachbars Dreschflegel ist leicht Dornsträucher zu dreschen." Indem sich Gehöfte an Gehöfte, ein Nachbar an den andern reiht, entsteht das Dorf. Die einzelnen Grunde werden dnrch Zäune, Raine (meZi), Erdhaufen oder Erdlöcher (Ilipei, kopankö) abgegrenzt; auch das Dorf hat seine Grenzen gegen die Nachbardörfer, welche im allgemeinen oder .lu'unvai«, wofern sie Erdhügel sind: genannt werden. Die Grenzen zu verschieben ist eine schwere Sünde; deshalb behauptet das Volk, daß Nachbarn, welche hienieden der Grenze wegen in Unfrieden leben, jenseits einander auf einem Raine an den Haaren hin- nnd herzerren würden. Als gemeinsames Gut gelten den Dorfinsassen: Das Wasser in den Bächen und Flüssen sammt den Fischen, die Hntweide, die Kirche, der Friedhof mit seinen Obstbäumen, die Wege, die Brunnen im Felde, die Bachbrücken, der Schotter an den Flüssen, das dürre Holz im Walde, die einzelnen Ähren ans dem Felde nach der Ernte, die Pilze, Erd- und Brombeeren, endlich auch das Wild im Walde. Die oberste Stelle im Dorfe bekleidet bekanntlich neben dem Grundherrn und Priester der Dorfrichter (ck^virnek, nac?alnell oder preckstoMel); unter ihm stehen die Geschworenen (pr)'siaSni oder Ist ersterer unbeliebt, so sagt man: „Der Dorfrichter bereißt das ganze Dorf", ist er unbeholfen, so heißt es: „Er will Alle lenken, nnd kann keine Ahle schärfen." Neben dem Dorfrichter ist vorzüglich der Pfarrer (panotec), wenn er beliebt ist, eine sehr einflußreiche Person im Dorfe, der allgemeine Rathgeber und Helfer bei Processen, Krankheiten, Heiraten und in ehelichen Zwistigkeiten, wobei die streitenden Theile sich oft seinein Urtheile unterwerfen. Eine minder günstige Stellung nimmt der Dorflehrer ein. Ihn betrachten die Landleute als den Grund zum Bestände der Schule und da sie dieselbe hassen, so sind sie anch dem Lehrer nicht sehr gewogen. Doch hat sich dieses Verhältniß in neuerer Zeit wesentlich gebessert. Einflußreiche Personen im Dorfe sind ferner noch: die Gemeindesecretäre (pz^ar), der Kirchensänger (chalc oder 6aska!), reiche, redegewandte Wirthe und auch alte ausgediente Soldaten. An Sonn- und Feiertagen versammeln sich die Dorfbewohner im Wirthshanse, aus der Hutweide, oder wo ein solcher besteht, im Lesevereine (e^wlnia), zur gemeinsamen Unterhaltung und Berathung. Gastfreundschaft hält der rutheuische Landmann sehr hoch. Liebe Gäste empfängt er oft schon an der Thür mit Salz nnd Brot, und wenn der Gast Abschied nimmt, so begleiten (vvirMäögM) ihn noch die Hausgenossen mit Speise und Trank bis zur Thür, bis hinter das Thor, ja selbst bis an die Dorfgrenze. Rechtsanschauungen. Nach der Anschauung des Volkes ist der Todtschlag, den ein Betrunkener ausführt, kein schweres Verbrechen, der nicht beabsichtigte Todtschlag
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bukowina, Band 20
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bukowina
Band
20
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1899
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.14 x 21.77 cm
Seiten
546
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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