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Die Klöster, welche wir an erster Stelle behandeln, stellen gleichzeitig auch das beste
Verbindungsglied zwischen Schloß- und Kirchenbauten her, denn anch die Klöster waren
im Allgemeinen befestigte Plätze.
Gleichwie man im Alterthume die geheiligten Stätten nnd Tempel an möglichst
gesicherten Orten anlegte, sie wohl auch mit starken Mauern und Vertheidigungsthürmen
nmgab, so schützte auch das Christenthum sein Gotteshans — im Oeeident namentlich
in den unruhigen Zeiten des Mittelalters — gegen feindliche Überfälle. Im Orient hatte
das Christenthum von jeher die erbittertsten Verfolgungen zu leiden; aber nur um so
härter im Kampfe und widerstandsfähiger wnrde es. Um der Beschanlichkeit ungestört
nachhängen zu können und den Verfolgungen aufs beste zu entgehen, suchten die Anhänger
der neuen Lehre die unwirthlichsten Gegenden als sichere Verstecke auf. Derart entwickelte
sich mehr und mehr das Einsiedler- und Mönchsleben. Die ältesten Klöster nnd
Kirchen erscheinen in Serbien, Griechenland, am Balkan, in Kleinasien, namentlich
anch in Armenien nnd Georgien auf felsigen, schwer zugänglichen Höhen oder in engen
Schluchten errichtet.
Ganz ans dieselbe Weise entwickelte sich das Christenthum in den Donanfürsten-
thümern, einschließlich der Bukowina, in welch' letzterem Gebiete es wohl erst zu Beginn
des XIII. Jahrhunderts Eingang fand. Auch hier gelangte das Klosterleben überall
zu hoher Blüte, dann allerdings zu eiuer gewissen Verwilderung; es entstanden so
viele Klöster, sowohl für Möuche, als für Nonnen, daß die weitaus größere Zahl
dieser Anstalten, uud zwar in der Bukowina im Jahre 1785 36 von 40, in Rumänien
aber seit dem Jahre 1864 ungefähr die Hälfte der sich auf rund 300 belaufenden
Klöster und klösterlichen Einsiedeleien (seintun) aufgehoben wurde.
Bei vielen Klostergründungen knüpft die Sage an fromme Einsiedler an. Als
Beispiel sei das im oberen Thale der Woronetz gelegene ehemalige Kloster gleichen
Namens erwähnt, das der Fürst der Moldau, Stesau der Große, im Jahre 1488 auf
die Bitte des Eremiten Daniel gegründet haben soll. Dieser Einsiedler, der erste Jgumeu
oder Klostervorsteher in Woronetz, an einer Außenwand der Klosterkirche abgebildet
und noch jetzt beim Volke sehr verehrt, soll ehedem in einer ans dem Felsen gehauenen
Zelle am AbHange des nahen Falkensteins gelebt haben. Eine ähnliche Felsenwohnnng,
die sogenannte Lkilie in peaträ, welche vollständig die Form der griechisch-orientalischen
Kirchen mit Prouaos, Naos und Sanctnarinm, sowie einige der nie fehlenden Wand-
nischen und, ein Stockwerk nnter dieser Anlage, eine Zelle besitzt, liegt im Pntnathale
unweit des heutigen Klosters Putua. Es gibt ferner eine Anzahl entlegener Gegenden im
Gebirge, welche noch jetzt den Namen „Einsiedelei" ^ukustriu) führen: so die kleine
Erweiterung im oberen engen Pntnathale, etwa drei Kilometer vom Dorfe Pntna entfernt,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch