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Von profanen Werken der älteren Steinscnlptnr existirt in der Bukowina blos
das, überdies ganz roh und in verwitterbarem Material ausgeführte, sogenannte
Tatarendenkmal bei Wama, ein auf seinen vier Seiten mit kirchenslavischen
Inschriften bedeckter, parallelopipedischer Monolith von drei Meter Höhe, welchen der
Wojewode Michael Rakowitza nach einem im Jahre 1716 gegen die Tataren unter-
nommenen glücklichen Feldzuge anfertigen und aufstellen ließ.
Größere Sorgfalt wurde den Grabstätten gewidmet, welche allerdings gewöhnlich
nur durch eine einfache, nach orientalischem Vorbilde trapezförmig gestaltete, liegende
Sandstein-, ausnahmsweise Marmorplatte bezeichnet erscheinen. Das Mittelfeld ist mit
einem auf gestocktem Grunde liegenden, einfach edlen Flachornament in romanisch-
byzantinischem Charakter geschmückt, während rund um die Kanten nebst einem linear
verzierten Bande die Grabinschrift in kirchenslavischen, ebenfalls erhaben gemeißelten
Lettern läuft. Zahlreiche sürstliche Grabsteine dieser Art besitzt die Radautzer griechisch-
orientalische Pfarrkirche, und zwar aus dem XIV. und XV. Jahrhundert; aus dem
letztgenannten uud späteren Jahrhunderten aber bestehen fürstliche und bischöfliche Gräber
in den meisten Kloster- und in einigen anderen Kirchen. Im XVI. Jahrhundert werden
oft gothische Maßwerkornamente für die Grabsteine benützt; später weichen diese einer
Verzierungsweise, welche hauptsächlich das Rankenwerk mit der Traube verwendet. In
der Vorhalle der Begräbnißkirche Stefans des Großen zu Putua finden wir beispielsweise
die Grabplatte der Eltern des Metropoliten Jakob einfach stilistisch verziert und hinter
derselben, an die Wand gelehnt, den sarkophagähnlichen Grabstein des Metropoliten
Jakob aus dem Jahre 1778 mit dem Tranbenornamente. Letzteres hat sich in fast gleicher
Form bis heute, sowohl auf den Grabplatten, als auf den jetzt häufig vorkommenden
Grabkreuzen der griechisch-orientalischen Friedhöfe erhalten. Hübsch ornamentirte armenische
Grabsteine aus dem XVII. Jahrhundert besitzt Sereth.
Einzelne, in Kirchen befindliche Grabstätten, wie unter anderen auch in Putua,
erhielte« eine baldachinartige Überwölbuug. Das schönste Beispiel dieser Art besitzen wir
in der aus dem Jahre 1503 herrührenden Grabnische Luka Arbures in Arbora. Sie
besteht aus zwei in der Form gothischer Strebepfeiler gehaltenen, auf gekuppelten runden
Diensten ruhenden Seitenwänden, zwischen welche sich ein gewölbsörmiger Stein spannt,
dessen Vorderseite in elegantem gothischen Maßwerk einen gedrückten Kielbogen zeigt. Über
demselben ist in kirchenslavischen Lettern die Inschrift angebracht, während die Ecken mit
zwei hübsch gemeißelten Schildchen ausgefüllt erscheinen. In Watra-Moldawitza finden wir
eine ähnliche Grabnische, und zwar die des Radautzer Bischofs Ephrem aus dem Jahre 1619.
Unbekümmert um die Wandmalerei wurde sie in dem kleinen, neben der Wendeltreppe im
Zwischenschiff verbliebenen rechteckigen Raum angeordnet. Ihr kuppelähnliches Gewölbe
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch