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Die österreichische Verwaltung hat gleich im Beginne ihrer Thätigkeit alles auf-
geboten, um in der neuerworbenen, unter der langjährigen türkischen Herrschaft ver-
wahrlosten Provinz westländische Cultur einzubürgern und die reichen natürlichen
Hilfsquellen derselben zu erschließen. Planmäßig, verständnißvoll, mit Anknüpfung an
bestehende Verhältnisse und mit gebotener Schonung der nationalen und confefsionellen
Eigenthümlichkeiten der Bevölkerung wurde vorgegangen und die erzielten Erfolge
erweckten die besten Hoffnungen. Allmälig entstanden neue Industrien. In erster Reihe
ist die Branntweinerzeugung zu erwähnen. Im Zusammenhange mit derselben entwickelte
sich die im Großen betriebene Viehmastuug, deren Erzeugnisse auf den Wiener und
Olmützer Markt gebracht wurden. Die Mastochsen wurden in kurzen Stationen dahin
getrieben, was fünf bis sechs Wochen dauerte. Heute brauchen dieselben nicht einmal soviel
Tage, um nach Wien zu gelangen. Auch die Bierbrauerei hatte rasche Fortschritte gemacht,
denn man zählte 1844 bereits 19 Brauhäuser. Sehr rasch vermehrten sich auch die
Getreidemühlen. 26 Walkmühlen richteten in noch sehr primitiver Art das grobe Halinatnch
für die Bekleidung der bäuerlichen Bevölkerung zu.
Eine langsame Entwicklung zeigte die Sägeindustrie. 1814 gab es erst fünf Säge-
mühlen, im Jahre 1834 freilich bereits 29; dieselben waren jedoch so wenig leistungs-
fähig, daß es in dem so holzreichen Lande mitunter an dem erforderlichen Schnittmaterial
mangelte. Noch immer fand das Holz seine wichtigste industrielle Verwerthung in der
Pottaschesiederei. 1814 zählte man 24 solcher Betriebe, welche an die Glashütten zu
Ezudyn, Krasna und Fürstenthal (jene in Karlsberg wurde 1827 aufgelassen) einen Theil
ihrer Erzeugnisse abgaben. Ein namhaftes Quantum Pottasche wurde nach Brody,
Biala, Prag und Breslau exportirt. Das Kleingewerbe lebte allmälig wieder auf. Zu
Beginn des Jahrhundertes hauptsächlich auf die Städte beschränkt, breitete es sich nach
und nach auch in den Marktorten und größeren Dorfgemeinden aus. Durch die im
Jahre 1804 geschaffenen Zünfte wurden deutsche Sitten und Gebräuche in das Land
verpflanzt, sie hielten gute Zucht unter den Gesellen und Lehrlingen und die Handwerks-
meister erfreuten sich hinsichtlich ihrer Leistungen und ihrer Solidität des besten Rufes.
Der Bergbau, der aus sehr vereinzelten und unbedeutenden Anfängen in den
drei ersten Jahrzehnten unseres Jahrhundertes zu ansehnlicher Entwicklung gelangte,
legte den Grund zu einer Metallindustrie. So entstanden das Hammerwerk in Manzthal,
Zeughämmer in Wama, Bukschoia, Jakobeny und Kimpolung, die, mit Wasserkraft
betrieben, landesübliche Zeugwaaren, speciell Acker- und Gartengeräthe, erzeugten.
Mit der gesteigerten landwirthschaftlichen, montanistischen, industriellen und
gewerblichen Produetion ging eine stetig fortschreitende Verbesserung und Vermehrung der
Eommunieationen und eine bedeutende Ausdehnung derHandelsthätigkeit Hand in Hand.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch