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Wladislaus I. hielt, belagerte sie vergeblich sechs Wochen lang; 1451 wurde sie durch
Johann Huuyadi belagert, der auf dem in die Mauern der Citadelle hineingebauten
Stadthause mit Giskra verhandelte; 1605 erschien Stefan Bocskay unter den Mauern
der Feste; Gabriel Bäthory aber wurde nebst seiner Gemaliu Susanna Kärolyi nach
seiner Königswahl noch bei Gelegenheit des Nensohler Reichstages von der festlich
gestimmten Stadt mit offenen Armen aufgenommen. Gabriel Bethlen war dreimal
in Kremnitz; Georg Raköczi I. und Franz Räköczi II. erschienen wiederholt; Emerich
Thököly kam im Jahre 1678.
Die alten Festungsmauern der Stadt stehen, wenn auch durchbrochen, noch
aufrecht. Das südöstliche Festnngsthor mit seinem doppelten Basteithurm ist noch jetzt eine
Zierde der Stadt. Der innere Thorthurm ist vom Jahre 1428, der äußere von 1539.
Dieser hat einen schönen Erker, auch sind daran die Bildnisse Ferdinands I. und seiner
Gemalin Auua iu Stein ausgehauen. Durchschreitet man dieses Doppelthor, so gelangt
man auf den Hauptplatz, den die alten Patricierhäuser (Ringhänser) umstehen; ihre
Eigenthümer und Miether mußten einst sämmtlich Deutsche sein. Unter diesen Häusern
ist das Haus der Königin Maria bemerkenswerth; es soll nach der Überlieferung
das Wohnhaus dieser Tochter König Ludwigs des Großen gewesen sein. Im Bogengang
dieses Hauses dient noch jetzt als Abschluß der Treppen ein eisernes Gitter von prächtiger
Arbeit mit Lilien und dem deutschen Reichsadlerwappen König Sigismnnds; im Erd-
geschoßsaale findet sich ein schöner Plafond im Renaissancestil, also späteren Ursprungs,
nebst zwei mit Intarsien verzierten Thüren. Das Hans ist neuerdings aus dem Nachlaß
der Maria Simo in den Besitz des ungarischen Culturvereines für das Oberland
übergegangen. Am Marktplatze stand auch das Haus der Königin Maria, Witwe Ludwigs II.;
sie besaß es von 1527 bis 1549 und schenkte es dann dem Stadthauptmann von Liptsch,
Erasmns Guth. Ferner stand da das Haus der reichen Fugger, das jetzt in das noch
bestehende Haus der Franciscaner einbezogen ist. In der südöstlichen Ecke des Marktes
stand die zweithürmige Kirche, ein Barockbau, der in Folge einer am 31. December 1879
erfolgten Bodensenkung abgetragen wurde. Einige ihrer Einrichtungsstücke befinden sich
jetzt im Gewerbemuseum zu Budapest, andere im städtischen Museum zu Kremnitz, darunter
ein schönes Antependinm, eigenhändige Arbeit der Gemalin Gabriel Jlleshazis. Links
vom Thore der abgetragenen Kirche steht die Dreifaltigkeitssäule vom Jahre 1771, deren
Errichtung 20.000 Thaler gekostet hat. Sie ist eine schöne Barockarbeit und gehört zu
den künstlerisch werthvollsten Bildsäulen Ungarns.
Auf dem Berge, der sich aus der Stadt erhebt, steht die mit doppelter Mauer und
Thürmen befestigte, der Schutzpatronin der Bergleute geweihte St. Katharinenkirche. Sie
ist gothisch, mit einem Thnrm und zwei Schiffen. Einst diente sie den Bertheidignngswerken
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch