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krachenden „Csaler Kirschen", die selbst im Volkslied vorkommen und in Budapest nnd
Wien ihren Markt haben. Weiter unten liegt sehr hübsch der Ort Jpoly-Szöcsönyke,
wo man noch Dämme ans der Türkenzeit sieht, die als Stauwerke für die Bewässerung
der Reisfelder dienten. Nördlich von Jpolyfäg liegen im Karpfenthal der Reihe nach:
Kis-Tur , KözßP-Tur, Felsö-Tur und Palast . Die fruchtbare Gegend dieser vier
Orte gehört zu den schönsten Theilen des Comitats. Die drei Tur (Unter-, Mittel- und
Ober-) haben trefflichen Wein und Tabak. „Turer Wein — Herrenwein", sagt man im
Comitat. Auch mehrere Schlösser befinden sich in diesen Dörfern. Im heißen Treffen bei
Palast (1552) vernichtete Ali Pascha von Ofen das 10.000 Mann starke deutsche Heer
des Generals Erasmns Teuffel. Die Familie Palästhy ist hier zu Hause; sie hat dem
Comitat im Laufe der Jahrhunderte viele Beamte gegeben. Der Titnlarbifchof Paul
Palästhy erbaute die schöne gothische Dorfkirche.
Östlich von Palast öffnet sich ein Seitenthal, das des Litavabaches, das nach
Nordosten hin einen herrlichen Ausblick gewährt. Dort steht im Rahmen dunkler
Waldberge, von der vielgeschlängelten Litava dreifach umschlungen, ein 346 Meter hoher
Steilgipfel mit der alten Burgruine Csäbrag, einst die Wiege der Kohäry. Die Bnrg hat
eine lange und bewegte Vergangenheit. Sie stand schon in der Ärpädenzeit und gehörte
dem Geschlechte Hunt. Ursprünglich hieß sie Burg Litva und dieser Name erhielt sich
bis zum XVI. Jahrhundert. Mitte des XV. Jahrhunderts fiel sie in die Gewalt von
böhmischen Freibeutern. 1511 wnrde sie dnrch den Graner Erzbischof Thomas Baköcz
für seinen jüngeren Brnder Valentin und dessen Söhne gekauft und 1520 bedeutend
erweitert. Mitte des Jahrhunderts gehörte sie bereits dem Peter Pälffy, doch der
berüchtigte Melchior Balaffa warf ihn bald nachher mit Gewalt aus der Burg, um dann
von hier aus, sowie auf seine Burgen zu Szitnya und Leva gestützt, die Comitate Hont
und Bars, namentlich aber die Bergstädte zu placken und zu brandschatzen. Zur Nieder-
werfung Balassas mußte ein förmlicher Feldzug unternommen werden. Der Preßbnrger
Reichstag sandte 1548 den kaiserlichen Feldherrn Grafen Niklas Salm gegen ihn ab;
Balaffa floh nach Siebenbürgen, aber erst nachdem er seine Burgen gut befestigt und mit
starken Besatzungen versehen hatte. Die Besatzung von Csäbrag ergab sich erst, nachdem
Salms Kanonen mächtige Breschen geschossen. Die stark beschädigte Burg fiel an ihren
früheren Herrn, Peter Pälffy zurück, der sie wieder in Stand setzte. Von da an hatte
Csäbrag eine königliche Besatzung, welche die Bergstädte gegen die benachbarten Türken
schützen sollte. Von Peter Pälffy gieng es 1568 auf seinen Sohn Stephan und, da dieser
kinderlos blieb, auf seine Tochter, die Frau des Johann Krnssith über. Nach Krnssiths Tode
(1580) heiratete seine Witwe Stephan Jlleshäzy, der sich 1603 unter dem Verdachte der
Treulosigkeit nach Polen flüchten mußte. Nun kam Csäbrag in König Rudolfs Hände.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch