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sein oberes Ende noch heute „Csehorszäg" (Böhmen) heißt. Der Bischof von Kaschan hat
hier ein Sommerschloß in schönem Park. Aufwärts von hier mündet der Gönezbach in
das Heruädthal, und in der breiten Mündung des Gönczbachthales liegt Göncz, ein
nicht großer, aber bemerkenswerther Marktflecken. Er war nämlich bis 1747 Sitz des
Comitats Abaüj, und diente auch später noch wiederholt als Versammlungsort des
Comitates, bis endlich das Comitatshaus zu Kaschau, am neuen Comitatssitz, fertig
wurde. Göncz gehörte im XV. Jahrhundert der Familie Bebek von P elsücz. Dann fiel es
in Giskras Hände, der es mit böhmischen Hussiteu überschwemmte. Aus dieser Zeit
stammt eine interessante bauliche Specialität, nämlich die noch jetzt bestehenden „böhmischen
Häuser". Jedes derselben ist eine kleine Festung, mit hoher Feuermauer und schmalen,
schießschartenartiger Fensterchen. Jedes ist ein kleiner Halbstock mit starkem Kellergrund.
Der Eingang öffnet sich etwa zwei Meter über der Erde, und man erreicht ihn mittelst
einer Art Zugbrücke, oder vielmehr Treppe, die herabgelassen und wieder hinaufgezogen
wird. Die jetzt reinmagyarische Bevölkerung beläuft sich auf 3.500 Köpfe und betreibt
Landbau, mit viel Obst und Wein. Das „Gönczer Faß" ist im ganzen Lande bekannt.
Die Reformation setzte sich hier rasch fest und es entstand nicht nur eine große Gemeinde,
sondern auch eine bedeutende Schule. Kaspar Käroli begann als Seelsorger von Göncz
im Jahre 1586 seine Bibelübersetzung, die erste vollständige in ungarischer Sprache; sie
erschien in Vizsoly 1589 bis 1590. Im Jahre 1890, am dreihundertsten Jahrestage des
Erscheinens der Vizsolyer Bibel, wurde im Hofe der reformirteu Kirche zu Göncz das
sitzende Erzbild Kaspar Kärolis enthüllt. Es ist da auch eine römisch-katholische Kirche,
aus dem Jahre 1448. Unter den Privatgebäuden ist das ebenerdige Schloß des Grafen
Pälffy das bedeutendste. Der Ort hat übrigens mehrere Vereine und Anstalten für
gesellige, kulturelle und wohlthätige Zwecke. Bemerkenswerth ist auch der Dobogöberg in
der Gemarkung des Ortes, weil sein Gipfel noch Mauerreste der einstigen Omodebnrg
ausweist, während an seiner östlichen Flanke die interessanten Trümmer eines alten
gothischen Paulinerklosters auftauchen und an der Westseite zwei Thermen, eine schwesel-
nnd eine eisenhaltige, entspringen, deren Wasser in die Ortschaft geleitet, dort in einem
gemauerten Becken gesammelt und als öffentliches Bad verwerthet wird.
Östlich der Linie Vilmany Göncz wächst das Gebirge mächtig in die Breite und
dehnt zugleich die Grenze des Comitats nach dieser Seite aus. Herrliche Waldung bedeckt
die reizvoll gegliederten Bergrücken, deren wichtigste Linien von dem, dem Hernad
parallelen Hanptgrate in östlicher und südöstlicher Richtung ausstrahlen. Ortschaften
finden sich hier nur gegen den Ostrand des Comitates hin. Die größte ist Kov äcsvägäs,
in dessen Nähe sich Glashütten befinden. Ein paar Kilometer nördlich von hier liegt
Radväny, ganz am Rande des Comitats. Graf Ladislaus Kärolyi hat da ein groß
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch