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das alte Theater, das 116 Jahre lang gedient hat, dann 1894 wegen Baufälligkeit
geschlossen wurde, um einem neuen, palastmäßigen Theaterbau Platz zu machen, der seit
Herbst 1899 eröffnet ist. Unter die eleganten Neubauten der Hauptstraße mischen sich noch
zahlreiche alte gothische und Renaissancehäuser, als charakteristische Denkmäler der
einstigen, eigenartigen Bauweise der Stadt. In dieser Straße sind auch die meisten
Kirchen und Schulen, die bedeutendsten staatlichen Ämter, Rathhaus und Comitatshans,
beide im Barockstil, dann die bischöfliche Residenz, das Collegium der Prämonstratenser,
das prachtvolle Zinshaus „Andrässy-Hos" mit Obergymnasium, zwei neue Jnfanterie-
kasernen, das oberungarische Museum, eine Honvedkaserne, die Finanzdirection und das
Ursnlinerinnenkloster. Die schönsten Quergassen sind westlich der Kathedrale die Forgach-
gasse, östlich die Ludwig Kossuthgasse, die durch den großen, schönen Szechenyi-Park direct
nach dem stattlichen Bahnhofe führt. In dieser Gasse fällt die byzantinische Kuppelkirche
der Evangelischen (Augsburger Confession) auf. In den benachbarten Gassen, nördlich von
hier findet man die reformirte Kirche, die königliche Rechtsakademie, die Lehrer- und
Lehrerinnen-Bildungsanstalt, die Oberrealschule u. s. w. Die Innere Stadt war einst mit
Festungsmauern und Basteien umgeben. Diese sind breiten, zum Theil mit Alleen
bepflanzten Plätzen und Straßen gewichen; so sieht man nördlich den Franz Josephsplatz,
westlich den Raköczy- und Bethlenring, zwischen die sich die Änßere, Mittlere und
Untere Promenade einschicken, südlich die Szepsistraße mit einer Synagoge in maurischem
Stil, den Elisabethplatz und die Eperieser Straße, östlich die Hernadzeile, Barköczystraße
und den oben erwähnten Szechenyipark. Im äußeren Umkreise liegen die neueren Vorstädte
mit schönen geraden Straßen und großstädtischen Privathäusern, dazwischen überall
Schulen, Kasernen und Fabriken. So sieht man in der Franzstadt das neue Palais des
Oberungarischen Museums, die Militär-Unterrealschule und die landwirthschastliche Schule,
lauter umfangreiche, schöne Gebäude; ferner die Gewerbemittelschule, Franz Josephs-
Kaserne und königliche Tabakfabrik; in der Neustadt die Fuhrwesenkaserne und im Extra-
villan jenseits des Hernad das weithin gedehnte Zeltlager; in der Josefstadt die höhere
Töchterschule, die Kaserne der Gendarmerie und Artillerie, die griechisch-katholische Kirche,
den orthodox-jüdischen Tempel und zahlreiche Fabriken; das kleinstädtische Täbor nimmt
eine Hügellehne ein und weist besonders Ziegel- und Keramitsabriken auf; in der Elisabeth-
stadt findet man das Elisabeth-Waisenhaus, militärische Gebäude und Magazine nebst einem
ganzen Schwärm der verschiedensten Fabriken, deren große und kleine Kamine in dichten
Gruppen aufstreben und dem Ankömmling aus südlichen Landen schon von Weitem ver-
künden, daß in Kaschau sozusagen jeder Industriezweig seine eigene Productionsstätte besitzt.
Die Bevölkerungszahl Kaschans ist über 30.000, mit dem Militär über 34.000.
Die Sprache ist gemischt, doch betrug die Zahl der magyarisch Sprechenden bei der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch