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auf einen herrlichen Sauerbrunnen, der sie berauschte, und zum Könige zurückgekehrt,
nannten sie den Quell „Borküt" (Weinbrunnen). Daher singt der Dichter Tompa:
„Die Wildniß mit der Zeit ward ausgerodet,
Ei» Volk sitzt, wo der Blinde Bela saß;
Die Stadt ersteht, und steht und blüht noch jetzt
Und eine Erdbeer roth sührt sie im Wappen.
In ihrem Weichbild — als Entschädigung wohl
Für Reb' und Traube, die nicht Wein kredenzt —
Die alte Quelle,
Der „Weinbrunn" sprudelt, dieser „Wasserwein".
Die Vergangenheit des Säroser Comitats spiegelt sich, bewegt, wechselvoll und
stürmisch, wie sie war, in den reichen Archiven des Comitats und seiner drei Städte,
besonders Bartfelds, aber auch in Baudenkmälern und erhaltenen Alterthümern. Die im
Comitatsarchiv pietätvoll verwahrten Jnsnrrectionsfahnen aus dem XVIII. Jahrhundert
erinnern an die kriegerischen Zeiten, obgleich die interessanteste, aus der Räköczi-Zeit, eine
rothseidene Fahne aus dem Jahre 1706, mit ihrer Inschrift: »Uelior est eerta pax,
cjUÄM sperata vieloria- (besser der sichere Friede, als der gehoffte Sieg) eher die
Friedensliebe des Comitats verkündet; die Nichtfchwerter im Bartfelder Archiv sind
schaurige Denkmäler der gransamen Strenge, mit der die Rechtspflege des XV. nnd XVI.
Jahrhunderts ihres Amtes waltete.
Die stummen Herolde jener stürmischen Jahrhunderte sind die Burgruinen, an
denen das Säroser Comitat besonders reich ist, deren einige freilich von den bemoosten
Felsen ihrer Umgebung kaum mehr zu unterscheiden sind, während andere noch vor einem
halben Jahrhundert bewohnte Burgen waren uud sozusagen unter den Augen der jetzt
lebenden Generation in Trümmer fielen. Ältere Beschreibungen erwähnen im Säroser
Comitat 19 Burgen, deren einige aber wohl nur Wartthürme oder feste Herrenhäuser
waren. Als Ruinen oder wegen ihrer geschichtlichen Rolle sind noch jetzt die Burgen Säros,
Zborö (Makowicza), Sövar, Heuig, Tarlö, Kapi, Sebes und Palocsa erwähnenswerth.
Die Säroser Burg, die eine umfangreiche Anlage auf waldigem Bergrücken darstellt, hieß
ehemals Tnbnl. Königin Elisabeth gab sie 1441 den Hussiten; Zäpolya schenkte sie der
Familie Perenyi, Ferdinand den Thnrzö, dann gelangte sie im Sinne des Friedens von
1645 sammt der zugehörigen Herrschaft an Georg Räköczi I. In dem nämlichen Jahre,
als Caraffa in Eperjes wüthete, wurde die Säroser Burg unter ihrem Commandanten
Szekely, anscheinend mit seinem Vorwissen, in Brand gesteckt und ist seitdem Ruine. Im
Szekcsöthal steht auf steilem Felsberg die Kapi-Bnrg, an die sich romantische Sagen
knüpfen. Sie wurde von der Familie Kapy erbaut, der die Gegend von König Sigismnnd
verliehen worden war; sie übertrug auch ihren Namen auf die Burg und das zugehörige
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch