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Hausindustrie des Comitats war und nvch in der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts
schätzbare Handelsartikel lieferte, wird zwar auch jetzt betrieben, allein es ist nur das
Baueruvvlk, das sich seinen eigenen Bedarf spinnt und webt. Sövarer Spitzen sind
das einzige Erzengniß des Hausgewerbes, das einigermaßen über den lokalen Bedarf
hinausgeht. In den kleineren Ortschaften besteht jetzt nur mehr das gewöhnliche
Volksgewerbe und Handwerk, doch hat sich der Kreis des Handwerks selbst in den Städten
ungemein verengt.
Die Nagy-Säroser Kunstmühle, die einer Actiengesellschaft gehört, ist nach
vierzigjährigem Bestände, obgleich sie zweimal abbrannte, doch so weit entwickelt,
daß sie jetzt mit Wasser- und Dampfkraft und etwa 140 Arbeitern 800 Metereentner
täglich vermahlen kann; das zur Vermahlung gelangende Getreide, etwa 280.000 Meter-
centner jährlich, kauft sie in Säros und den Nachbarcomitaten, aber auch in
den Comitaten Heves, Borsod und Szabolcs; ihr Absatz erstreckt sich über den
einheimischen Markt hinaus auch nach Galizien, Schlesien, Böhmen und Mähren, ja nach
Norddeutschland.
Der Vertheilung derRohproduete entsprechend befassen sich auch die meisten Industrie-
Unternehmungen mit der Verarbeitung des Holzes; es gibt im Comitate 3 größere
Sägeanlagen mit Wasserbetrieb, 7 Dampfsägen und etwa 32 gewöhnliche Bauernsägen; die
Schindelschneider arbeiten in zeitweiligen Betrieben. Das meiste Holz kommt als Bauholz
oder Eisenbahnschwellen in Umlauf; Brennholz wird von der ärarischen Waldherrschaft
Kakasfaln auf ihrem Szigorder Canal herabgeflößt. Stapelplatz und Verkaufsstelle
dafür ist Sövär.
Das Sövarer Salz, etwa 70.000 Metereentner jährlich, ist weniger gesucht als
das Steinsalz und wird meist in der nächsten Umgebung verbraucht. Den Vertrieb der
Dubuiker Opale besorgt jetzt als Pächter der Gruben das Budapester Haus Egger;
natürlich ist das Erträgniß des Bergwerkes und der Schleiferei, welche 40—150 Arbeiter
beschäftigen, sehr verschieden; immerhin hat dieser Edelstein einen Markt, der den ganzen
Erdball umschließt.
Außer der Nagy-Säroser Kunstmühle und den größeren Sägeanlagen bestehen im
Comitat jetzt noch sieben Fabriksunternehmungen: eine Papier-, eine Holzmöbel-, eine
Schachtel-, eine Spielwarenfabrik, dann die schon im vorigen Jahrhundert gegründete
Glasfabrik zu Livö, die jetzt jährlich für 30.000 Gulden Hohl- und geschliffene Gläser
herstellt, dann in Eperjes eine Ofenfabrik und eine Weberei. Die Ofenfabrik wurde 1885
durch die Eperjefer Volksbank gegründet und concurrirt bereits erfolgreich mit dem
ausländischen Fabrikat; ihre Jahresproductiou beträgt 2000 Ofen, die auch in den
entfernteren Landestheilen Absatz finden und einem jährlichen Umsatz von 70.000 Gulden
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch