Seite - 10 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
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Bodenfläche auf Äcker, Wiesen und Gärten, 58 Proeent auf Waldland; 10 Procent sind
Hntweide und unproduktiver Boden.
Wesentlich anders gestaltet sich das Bild jenseits der Wasserscheide: in der Herce-
govina mit Ausnahme des Bezirkes Kvnjica, in den bosnischen Bezirken Livno, Znpanjac,
Glamoe und der Expositur Kupres mit uur 17 Procent Äckern und Wiesen und 37 Procent
Waldland. Diesen Gebieten drückt der Karst sein eigenartiges Gepräge auf. Allerdings ist
dieses Phänomen auch ostwärts der Wasserscheide verbreitet, aber nicht in jenen starren, der
Cultur so feindlichen Formen, wie westlich derselben. Hier sind zunächst die dem Karste eigen-
thümlichen Oberflächenbildungen der rings umwallten blinden Thäler: der wannenartigen
Vertiefungen (Poljen), und der trichterförmigen Einsenknngen (Dolmen) überaus stark
vertreten. Die Felslehnen entbehren einer zusammenhängenden Humusdecke umsomehr, je
weiter man vom Norden des Gebirges gegen Süden fortschreitet. Hier vermag die Vege-
tation nur in dem, die zahllosen Risse und Spalten des Karstgesteines ausfüllenden rohen
Lehm Wurzel zu fassen. Fruchtbarer Boden in größerem Umfange, theils durch Sedimen-
tirnng, theils durch Abfchwemmnng zusammengetragen, findet sich daher nur in den Sohlen
der Karstthäler, sowie der oftmals weit ausgedehnten Karstbecken (Poljen).
So groß ist der Werth der Culturflächen, daß selbst die nur wenige Quadratmeter
bedeckenden Ansammlungen des rothen Lehms in den Sohlen der Karsttrichter als kost-
bares Gut gehütet und mit Steinmauern eingefaßt werden, daß ferner dort, wo in den
Karstlehnen der Lehm reichlicher eingebettet ist, das Gestein oftmals durch Anwendung
von Sprengarbeit beseitigt und der übrig bleibende fruchtbare Boden durch Terrafsiruug
geebnet wird. Die außerordentliche Erträgnisfähigkeit dieser Oasen im Karstgebiete
lohnt reichlich die aufgewendete Mühe. Der großen Vegetationskraft, welche dem rothen
Karstlehm eigen ist, verdanken die felsigen Karstlehnen, daß sie nicht gänzlich der Sterilität
verfallen und unter dem Schutze entsprechender Vorkehrungen sogar der, durch einen
barbarischen Weide- und Waldbetrieb in früherer Zeit vernichteten Waldvegetation zurück-
erobert werden können.
Klimatische Verhältnisse. — In dem Gebiete, welches von der Save allmälig
zu den 2000 Meter Meereshöhe überragenden Höhen des Kammes der Wasserscheide
ansteigt und dann gegen Süden zum Gestade des adriatischen Meeres rasch abfällt, sind
auf dem verhältnißmäßig geringen Raum von zwei Breitegraden große klimatische
Contraste zusammengedrängt. Bosniens Winter ist von empfindlicher, dem Innern der
Balkanländer eigenthümlicher Strenge. Sarajevo (540 Meter), welches als Repräsentant
der mittleren Lagen des bosnischen Gebirgslandes gelten kann, hat eine durchschnittliche
Januartemperatur von — 1 9 Grad ^ zu verzeichnen. An extremen Tagen sinkt das
' Alle Temperaturen in Celsiusgraden.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch