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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
Seite - 49 -
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49 zieht der weißköpfige Geier seine Kreise über der europäischen Türkenstadt, aus der die schlanken Palmenschäfte von fünfunddreißig weißen Minarets mit silbergleißenden Spitz- dächern aufsteigen. Dieauf dem ganzen Balkan gerühmten „hundert Moscheen von Sarajevo" sind keine Fabel, denn die Stadt besitzt heute deren thatsächlich zweiundneunzig, nachdem einige Jahre früher vier Moscheen Bränden zum Opfer gefallen oder demolirt werden mußten. Viele dieser Moscheen sind jedoch mit einem gewöhnlichen Ziegeldache versehen, und haben bloß ein niedriges von den Witterungseinflüssen graugefärbtes Holz-Minaret, das sich in dem Häusergewirr wenig bemerkbar macht. Sechs von den sieben Stadtbezirken Sarajevos grnppiren sich enge um den siebenten, der am rechten Flußufer das Centrum der Stadt bedeutet: das Handelsviertel, die Carsija. Den Westeingang der Stadt bildet der Kosevobezirk, der sich um den Fuß des von den nördlichen Höhen losgetrennten Humberges schlingt und in dem Seitenthal der Kosevo verliert. Daran schließen sich die Bergviertel Bjelava und Kovaci, die bis zu den verfallenden Mauern des „Grad" reichen. An der Lehne des Pasinbrdo, unterhalb des isolirteu Felsknopfes „Bakije", wo sich der vornehmste mohammedanische Friedhof aus- dehnt, hängt die stille Oberstadt. Auf den der düsteren Miljacka-Schlucht zugewendeten Wänden nnd Riffen halten zwei Bastionen, die alte „weiße" — Jckala genannt — und die tiefer liegende neuere „gelbe", die Tekovicka Tabija, ihren Auslug. Gegenüber am linken Flußufer hält der Bezirk Hrvatiu die Vorstufen zu der mächtigen, ein neues Fort tragenden Draguljac-Kuppe besetzt, zu der, an dem Aussichtspunkte „Kapa" vorüber, der „Appelweg" führt; und endlich schließt der bis zu den Felswänden des Trebovic hinan- klimmende Bezirk Bistrik-Eobanija den Ring. Die sieben Bezirke zerfallen wieder in hun- dertsechs Quartiere, sogenannte Mahalas, deren alte amtliche türkische Benennungen ungebräuchlich sind und fast durchwegs vom Volke durch slavische Namen ersetzt wurden. Diese Benennungen liefern oft einen Behelf zur Erforschung der Localgeschichte. Urkunden gibt es nicht; die furchtbaren Brände, welche die Stadt oft heimgesucht, ließen nichts auf uus kommen; Kriege und die oft die ganze Einwohnerschaft niederwüthenden Pestepidemien verwischten die Erinnerung an historische Ereignisse bis auf wenige undeutliche Spuren. So viel scheint sicher zu sein, daß jener exponirte Punkt, auf dem die weiße Bastion steht, von jeher befestigt war. Er trug wohl jene Burg „Vrhbosua", von der in den Urkunden als „Varbossanie" oder „Werchbossania" so häufig die Rede ist. Die Tradition will wissen, daß Mehmed Fatih 1463 auf seinem das bosnische Königreich zerschmetternden Siegeszuge diesen Punkt eroberte. Er wurde von einem seiner Heerführer, dem Tatar-Khan Kiraj erstürmt, und von hier aus soll Hodidjed eine zwei Stunden aufwärts im Miljacka-Defili liegende, damals schier uneinnehmbare Burg, deren geringe Reste man von der weißen Bastion aus zu sehen vermag, mit Kanonen Bosnien und Hercegovina. ^
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bosnien und Herzegowina, Band 22
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bosnien und Herzegowina
Band
22
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.34 x 22.94 cm
Seiten
536
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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