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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
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60 ihren aus Klaubsteinen hergestellten Hügelgräbern hin, an denen zwei Jahrtausende spurlos vorübergingen, bis der moderne Forschergeist ihren kostbaren Inhalt zu bergen begann. Zum Schutze ihres uns nur in nebelhaften Umrissen vorschwebenden Daseins, das, von seinem eigenen Flitter überdauert, längst in Asche zerfallen, warfen sie auf den Zugängen und ifolirten Kuppen Wallburgen auf, welche die Wehr der natürlichen Boden- bildung noch verstärkten. Und hier blühten und schwanden jene Namenlosen, und aus dem Dämmer ihrer Zeit blieben außer dem reichen Leichenschmuck kaum einige altillyrische Ortsbenennungen und verschwimmende Sagenspuren. Doch so wie dereinst stampfen edle Rosse die Weidegründe, trippeln ungeheure Schafheerden über die Kalkschollen der Abdachungen. Aus tiefen Brunnen schöpft man das Wasser für sie, das die Karstlöcher neidisch verschlingen. Pferdekaravanen, mit dem süßen Glasinacer Heu beladen, ziehen, von übermüthigen Fohlen nmhüpst, bedächtig einher. Und trägt die dünne, kühle Luft auch den zittrigen Klang des Glöckleins von Sokolac weithin über die baumlose Ebene, sprechen die hohen, ernsten Menschen auch die slavische Zunge, so vermögen diese Laute doch nicht den über dem Glasinae schwebenden melancholischen Zauber des freien altillyrischen Lebens zu stören, dem der schweigsame Hirte auf seiner Doppelflöte in urzeitlich schwermüthigen Klangfolgen Ausdruck verleiht. Die Zinnen und Thürme der Glasinac-Burg werden von der am Südwestende des Plateaus fußenden Romanija-Planina gebildet, die, von der Hochebene aus nur als Randerhebungen erkenntlich, den umliegenden tiefen Thälern die volle Pracht ihres Anblicks gewährt. Wie von Urgewalten aus einem einzigen Block herausgehauen, springt sie im spitzen Winkel in die Thalgründe vor, und der obere Rand der glatten, stellenweise überhängenden Felsenmauern deutet gleichzeitig an zwei Orten die Gipfelhöhen der Planina an. Knapp unter der Baumgrenze gelegen, rauschen Urwaldtannen in den ungeheuren Karsttrichtern, ein Wirrniß voll von Höhlen und Schlupfwinkeln, das selbst den Ortskundigen im Kreise umherirren läßt, der Schauplatz des großen Sagen- und Liederkreises vom Starina Novak, in dem die südslavischen Helden der Planina ihr Vorbild, den Begründer der Hajduciua sahen. D a s Dr inagebie t .— Auch jenseits des Ranjen-Riesenwalles findet man das grüne bosnische Faltengebirge mit seinen schluchtigen, schnellen Wasserläufen, seinen tiefen Thälern und den hoch sich aufbauenden Bergen; auch die Absiedlungen des Menschen sind von den anderen nicht verschieden, und dennoch ist das „Podrinje" — das Land an der oberen Drina — ein eigenartiges Gebiet. Er hat etwas Weltabgekehrtes, dieser südöst- liche stille Winkel, den das Amselfeld durch die fließenden Wässer grüßt. Auf den Höhen stehen verfallene Wachthäuser, in den engen Thälern die Ruinen orthodoxer Kirchen und
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bosnien und Herzegowina, Band 22
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bosnien und Herzegowina
Band
22
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.34 x 22.94 cm
Seiten
536
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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