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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
Seite - 70 -
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70 An den linksuferigen Wänden der Starogorske-Stjene weiter ziehend, sieht man fern über dem Drina-Defile die Häupter in der Reihe der serbischen Grenzwächter: die kleine und große Gostilja, den Janjac, die Vlasinita-Glava und dann den zweifach'gegipfelten Großen Stolac. Seine der Drina zugewandten breiten Hänge erheben sich immer wieder zu neuen Spitzen, bis endlich der Stolofac, den Eckpfeiler bildend, in glatten halbkreis- förmigen Wänden ganz zur Drina niedersteigt. Diese umklammernd wendet sich nun die Drina in einem rechten Winkel gegen Ost; die linken Ufer drängen sich plötzlich auch in jähen Formen heran, den Fluß bis zu einer Breite von 10 bis 12 Meter zusammenpressend, und in tosenden Wirbeln jagen die Wasser durch die Engen. Das ist der berüchtigte Slap, der grimmigste Feind der Flößer und bei hohem Wasserstande ganz uupassirbar. Umgekehrt ist der einige Kilometer westlich liegende Pripecki Slap mit seinen haushoch aus dem Wasserspiegel ragenden Riffen und dem starken Fall bei niedrigem Wasserstande der Schiffer Verderben. So verlangt eine Floßfahrt auf der Drina zu jeder Jahreszeit geschickte Schiffer, und doch ist das nicht ungefährliche Floß bisher das einzige Mittel, um die Drina in all ihren Verstecken aufzusuchen, denn vom Slap abwärts werden ihre Ufer vollständig ungangbar. Der Eindruck des Bildes wird noch durch die wilde Hepa verstärkt, die grünglitzernd in einer finsteren Felsenrinne aus dem Bärengebiete des Podzeplje vom linken Ufer herab- kommt. Hoch über die wasserfallähnliche Zepamünduug schwingt sich der steinerne Spitz- bogen einer alten türkischen Brücke, die, von Grün umrankt, die auseinandergerissenen Uferwände abermals verbindet. Man sagt, daß der Gehilfe jenes Meisters, der die Vise- grader Brücke gebaut, sich erdreistet habe, diesen Bau auszuführen. Als die Brücke dann sieghaft dastand, hieb der Meister, von eifersüchtigem Neid gepackt, dem Gehilfen die Arme ab. Der schmale Felspfad gleitet vom First auf die Brücke nieder und führt dann steil aufwärts, direct hinein in die Javor-Plauina, durch die der kürzeste Weg nach Srebrenica führt. Über Berg und Thal, über Gipfel von mehr als 1500 Meter Höhe, wie der Zep, dessen Hängen die Zepa entspringt, wogt hier das Waldesmeer. Da ist die kalte, wasser- reiche Stndena Gora mit ihren endlosen Hochplateaux und das zerrissene Zepagebiet, in denen man Schwarzkiefer bis zu 50 Meter Höhe und 120 Centimeter Durchmesser in Brusthöhe findet. Ein unermeßliches Jagdrevier mit Bären, Wildschweinen und Auer- wild. — In der Javor-Planina muß man sich lange Stunden durch das Dickicht kämpfen, ehe man wieder auf einen armseligen Weiler mohammedanischer Waldbauern stößt. Es sind steinige, von Wurzeln überwachsene schlüpfrige Fährten, oft durch die vom Sturm gefällten Stämme verlegt. Auf den seltenen Waldwiesen trifft man noch seltener weidendes Vieh, aber allerorts die kreuz und quer laufenden Spuren wilder Thiere.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bosnien und Herzegowina, Band 22
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bosnien und Herzegowina
Band
22
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.34 x 22.94 cm
Seiten
536
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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