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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
Seite - 160 -
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160 Herz des Hirten, der den Feldbau verachtet und seinen Betrieb, wenn er ihn schon kennt, den ebenfalls geringgeschätzten Frauen überläßt. Die Unstätheit des Hirtenlebens gestattet keinen festeren Anschluß an den Boden, keinen Aufschwung jener Künste, die nur bei strengem Beharren auf der Scholle höhere Pflege finden können, namentlich der Bankunst, aber auch der Töpferei. Es ist gewiß merkwürdig, wie wenige und wie unbedeutende Thongefäße auf dem Glasinac gefunden worden sind. Im Vergleiche zu Butmir oder zu der Hallstättischen Keramik Österreichs und Süddeutsch- lands ist es nur schlechte und geringe Waare, die da oben auf der grasigen Hochebene geformt und gebrannt wurde. Allerdings findet sich hin und wieder ein kleines griechisches Thon- gefäß, aber es ist importirt und läßt nur noch deutlicher erkennen, wie weit man in diesem Zweige zurückgeblieben war. Ferner stehen auf dem Glasinac zahlreiche Steinbauwerke; aber es sind nur rohe, mehr oder minder kreisförmige Aufschüttungen von Steinen, womit Hügelflächen abgegrenzt sind. Diese Ringwälle waren Fluchtburgen, Gerichtsstätten oder Versammlungsplätze der einzelnen Großfamilien, aus welchen sich der Stamm zusammensetzte. Ihre sehr verschiedene Größe deutet auf ungleiche Stärke jener Gruppen, unter denen es arme, schwache und starke, ansehnliche gegeben haben wird. In unruhigen Zeiten trieb man wohl zunächst das Vieh auf jene umwallten Anhöhen. Der Boden war zweifellos Gemeindebesitz aller Angehörigen einer socialen Gruppe; aber die Heerdeu bildeten den Jndividualbesitz und das werthvollste Object des Wohlstandes. Eine Quelle ungleicher Vertheiluug des letzteren, wie sie aus der verschiedenen Ausstattung der Gräber sich erkennen läßt, bildeten gewiß auch die häufigen Stammesfehden, in welchen der kriegstüchtige Mann Vieh und Sklaven erbeutete, während der Untüchtige solche verlor. Die alten Jllyrier waren ein wehrhaftes, beutelustiges Volk, aber keineswegs ein Räubervolk schlechthin. Zu Eroberungen nach Außen haben sie es nicht gebracht, denn sie lebten in politischer Zersplitterung unter zahlreichen Häuptlingen, wie es in der centrifugaleu Neigung des Hirtenlebens begründet ist. Anders die Kelten, welche nach der Mitte des letzten Jahrtausends vor Christo von Norden her in Bosnien eingedrungen sind. Die Kelten haben, begünstigt durch die politische Ohnmacht der Jllyrier, eine neue Ordnung begründet. Sie waren Ackerbauer und strebten nach dem Besitze fruchtbarer Ländereien, welche sie von den unterworfenen Eingeborenen bebauen lassen konnten. Daher ließen sie die Jllyrier im ungestörten Besitze der für den Feldbau minder geeigneten Hochebenen nnd Gebirgsgegenden und drückten namentlich dem Osten des Landes kein neues Gepräge auf. Dagegen entrissen sie einen Theil des Westens seinen alten Bewohnern, drängten diese nach Süden und ließen sie dort im Kampfe mit anderen illyrischen Stämmen sich aufreiben. Ihre Ankunft inangnrirt die Ära des Feld- baues in Bosnien. Doch ist dieses Gebiet, seiner natürlichen Beschaffenheit gemäß, bis auf den heutigen Tag vorwiegend ein Hirtenland geblieben.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bosnien und Herzegowina, Band 22
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bosnien und Herzegowina
Band
22
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.34 x 22.94 cm
Seiten
536
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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