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römischen Verwaltung. Sie schonte die hergebrachten Gewohnheiten. Sitten, Anschauungen
und Empfiudungen und überließ es der Macht ihrer höheren Cultur und der nivellirenden
Zeit, aus den Jllyriern und Kelten Römer zu machen. Und man kann behaupten, daß
jene sich am Ausgange der Kaiserzeit als solche ebenso fühlten wie etwa die Britannen.
Wie dieser Umwandlnngsproceß vor sich ging, sei hier nur an dem Capitel
„Religionsgeschichte" kurz dargethan.
Als die Römer einmarschirten, fanden sie eine große Anzahl loealer Gottheiten im
Lande vor. Sie ließen ihren Cult uneingeschränkt fortbestehen; duldeten ihn nicht blos bei
Bauern und Bürgern, sondern hatten auch nichts dagegen, daß diejenigen ihm weiter
anhingen, die als Soldaten und Beamte in die herrschende Nation aufgenommen wurden.
Ja, sie gingen in ihrer polytheistischen Weitherzigkeit so weit, daß sie selbst nicht selten
den Landesgottheiten durch Stiftungen ihre Verehrung bezeigten. Nach und nach lernten
die Einheimischen den griechisch-römischen Olymp kennen; sie fanden in ihm ihren Göttern
wesensähnliche Gestalten, fingen an, sie zu identifieiren und die alten auch mit den
neuen Namen zu benennen. So entstand nnter anderem bei Bihae die Gleichung Bindns —
Neptuuus. In den Fällen, wo keine Verwandtschaft herausgefunden werden konnte,
latinisirte man wenigstens die Namen. Ein solcher den neuen Verhältnissen angepaßter
Gott ist der in Zupanjae verehrte Armatns. Eine schwer entwirrbare Mischung und
Kreuzung der verschiedenen Glaubenssätze, Mythen und Verehrungsformen mußte die Folge
sein. Mit den Menschen assimilirte und romanisirte sich auch der Himmel. Er wurde allgemach
ohne jedwedes ofsicielles Eingreifen so römisch, daß die ererbten Götternamen zum großeu
Theil verschwanden und nur die importirten sich erhielten. Wir wissen, daß so mancher
römisch benannten Gottheit, wie Silvanus, Diana, Liber, Libera, eine epichorische entspricht;
wie diese aber geheißen hat, fragen wir ihre sehr zahlreichen Monumente vergebens.
Wenig Anklang fanden dagegen im alten Bosnien die orientalischen Gottheiten:
Mithras, Jupiter Dolichenns, Isis, Serapis n. f. w.; die Monumente, die ihnen im
Lande gewidmet wurden, rühren von Eingewanderten her. Das wichtigste derselben ist
das Mithräum von Konjica, das mit seiner Darstellung der Communion der Mithras-
gläubigen und der Art der Theilnahme der einzelnen Mystengrade an derselben bis jetzt
kein Analogon im ganzen Imperium klomavum hat. Von handwerksmäßiger Arbeit, wie
überhaupt die meisten unserer Denkmale, gewährt es tiefere Einblicke in diesen Geheim-
dienst, als viele der künstlerisch am höchsten stehende Monumente dieser Classe.
Denkmäler des Mittelalters.
Die Völkermasseu, welche seit dem IV. Jahrhundert Europa überfluteten und sich
auch über Bosnien verbreiteten, erkennt die Nachwelt hier nur au dem furchtbaren
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch