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das Gebiet, der Proviuzialgrundbesitz ging direct in römische Hände über. Römer
bevölkerten die Städte an der Küste. Die Machthaber achteten jedoch immer auf die Eigen-
thümlichkeiten der Bevölkerung; sie theilten das ganze Land, das nach dem tapfersten und
zahlreichsten Stamme Dalmatia genannt wurde, in drei Gerichtssprengel; den Scardonischen,
der das heutige West-Bosnien umfaßte, den Salonitaner, der mit Salona, dem heutigen
Spalatv, als Mittelpunkt bis zum Savegebiete hinaufreichte, nnd den Narentaner, zu
dem das heutige Süddalmatien, die Hercegovina, Montenegro nnd Nordalbanien gehörten.
Die entlegenen Bergstämme sandten zwar ihre Vertreter zu den periodischen Versammlungen,
sie erfüllten ihre Verpflichtungen dem Staate gegenüber, aber sie behielten ihr Gewohnheits-
recht, insoferne es dem des Staates nicht präjndicirte. Freilich beruhte das illyrische Stammes-
leben nicht auf einem starken historischen Bewußtsein und in seinem Bereiche das Recht des
Stärkeren nicht auf Vererbung, sondern immer auf spontaner Kraftentfaltung. So konnte
es dem starken römischen Wesen ebensowenig längere Zeit widerstehen als die primitive,
literaturlose illyrische Sprache. Es entstand bald ein neurömisches Wesen in Dalmatien,
und nach kaum eiuem Jahrhundert konnten die Kaiser Dalmatien und das benachbarte
Pannonien nicht nur als annectirte, sondern als ässimilirte Theile des Reiches betrachten.
Dieser Assimiliruugsproeeß gelang deßhalb so vollkommen, weil der römische Staat die
Verwaltung jeder Provinz, die Verwerthung ihrer Prodnete und die Organisirnng ihrer
Bevölkerung der natürlichen Beschaffenheit und Anlage derselben anzupassen verstand.
Zuerst mußte die Natur besiegt werden, das Land mußte dem römischen Commnni-
cationsnetze vollkommen einverleibt sein, und dies geschah durch den Ausbau der Straßen,
deren Überreste heute noch Bewunderung erregen. Der Scharfblick der Römer fand die
hiefür wichtigsten Punkte und Linien des Landes bald heraus; das neuentdeckte, in seiner
Art großartige befestigte römische Lager in Mogorelo (zwischen den Ortschaften Capljina
und Struge auf dem Ausläufer eines niedrigen, vom linken Trebezatufer zur Narenta
streichenden Hügelrückens) ist ein glänzender Beweis davon, auch dauerte es nicht lange,
fv waren durch das Straßennetz die Emporien des bosnifch-hereegovinischen, damals
illyrischen Binnenlandes einerseits mit der adriatischen Küste, anderseits mit der pau-
nonischen Provinz verbunden. Das römische Straßennetz zeigt, daß die Römer vor allem
das italienische Mutterland längs der Küste mit Salonae, Narona, Epidanrum und
Bndna verbanden. Dann verknüpften sie Salonae, das kraft seiner geographischen Lage als
Centrum der Provinz die bedeutendste Rolle spielte, einerseits in der Richtung des heutigen
Glamoc und Banjaluka mit Siscia (Sissek), dem Hauptorte des unteren Pannonien,
anderseits durch Südwestbosnien über das heutige Sarajevo mit Domavia an der Drina.
In beiden Richtungen führten Hauptstraßen nach Marfonia (jetzt Brod), von dort nach
Sirminm (jetzt Mitrovitza), und sowohl Sirminm wie Marsonia waren mit Aqnincnm, dem
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch