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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
Seite - 242 -
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242 gerade das Gegentheil, indem die niederen Classen im Gegensatze zu ihren Herren treu, sogar fanatisch zum Alten hielten. Der Grund dieser Erscheinung bei der katholischen Bevölkerung ist in dem klugen Verhalte» der Franciseauer zu suchen, welche kurze Zeit nach dem Falle Bosniens den Sultan so geschickt von der Nützlichkeit ihrer Mission für das türkische Staatswesen zu überzeugen wußten, daß sie vom Sultan in dem berühmten Ahdname Privilegien erhielten, die ihnen in gewisser Beziehung Sonderrechte sicherten. Sie hatten aber auch einen großen Rückhalt in Rom. Da half das im XV. Jahr- hundert gegründete ^ollexium Illvricum, das Schoßkind der Päpste, welches speciell für die Balkanhalbinsel Missionäre erzog und von der Curie immer liebreich behandelt wurde, auch von der letzten in Rom verstorbenen bosnischen Königin Legate erhielt und dadurch die traditionelle Hüterin des Resurrectionsgedaukeus wurde. Es unterstützte die Francis- caner moralisch uud materiell in jeder Beziehung. Die Gefahr, inmitten deren die Franciscaner das Kreuz hoch hielten in einem Lande, wo von Seite der Machthaber ihr Leben jeden Augenblick in Gefahr kam, stählte diese klugen Köpfe, und im Laufe der Zeit lebten sie sich so in den Gedankengang ihrer Herren hinein, daß sie die Türken mit deren eigener Waffe, der Verschlagenheit, besiegten. Sie machten sich im vollen Sinne des Wortes unentbehrlich. Als Ärzte und mit Hilfe ihrer Reliquien imponierten sie auch der mohammedanischen Bevölkerung; viele mohammedanische Frauen ließen sich in schweren Krankheitsfällen sogar tanfeu.uud durch ihren internationalen Schliff und ihre wenn auch nicht westeuropäische, jedoch den Übrigen weitaus überlegene Gelehrsamkeit imponirten sie dem Statthalter. Sie hatten nur den einen Fehler, dass sehr oft persönlicher Zwist ihre Eintracht störte. Die orthodoxe Bevölkerung, zumeist Hirten, zahlreich im Karste der Hereegoviua und in Ostbosnien zerstreut, lebte getreu den alten Formen auch ohne besondere geistliche Obrigkeit weiter fort. Ihre traditionelle Anhänglichkeit an die Religion wurzelt viel weniger in der Glaubenstreue, als im zähen Festhalten an den alten Sitten und zum Theil auch darin, daß sie die mohammedanische Glaubenslehre weniger als Glaubensform, denn als eine fremde Sitten importirende Richtung ansahen. Der Katholicismus mit seinem Latein war ihnen ebenso verhaßt, als der Mohammedaner mit seinem arabischen Koran, und in ihrem passiven Widerstande unbeachtet, richtiger gesagt verachtet, vermehrte sich die orthodoxe Bevölkerung. Ihre Geistlichkeit war damals gänzlich verkomme»; lesen oder schreiben konnten nur Wenige von ihnen und gleichzeitige Berichte betonen einstimmig, daß ihre Priester mehr Wölfe als Hirteu ihrer Herde seien. Durch Elemente, die aus dem Süden einwanderten, verstärkt, durch griechische, albanesische nnd cincarische Elemente ansgefrischt, bildete sich langsam der Kern eines christlichen Handelsstandes, der in den Städten von den Türken anfangs geduldet, dann durch die Verlotterung des Regimes
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bosnien und Herzegowina, Band 22
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bosnien und Herzegowina
Band
22
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.34 x 22.94 cm
Seiten
536
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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