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länge beträgt im Mittel 180 Millimeter, die Schädelbreite 141, der Schädelindex 78 1.
Nach meinen an 55 Spaniolen ausgeführten Messungen findet man unter ihnen 21'8 Percent
Dolicho-, 45 2 Percent Meso- und 32 8 Percent Brachycephale; sie stellen demnach ein
sehr gemischtes Element dar, in welchem die semitischeDolichocephalie und die nichtsemitische
Brachycephalie stark vertreten ist. Sie haben häufiger hohe als niedere Gesichter, eine
meist große, häufig concav gebogene Nase. Graue Augen kommen bei ihnen in ungefähr
31 Percent, hellbraune in 45 5 Percent und dnnkelbranne in 23 5 Percent vor; blaue
Angen werden ebenso selten als schwarze beobachtet. Ihr meist dunkelbraunes oder licht-
braunes Haar ist meist wellig oder lockig und dabei nicht sehr dauerhaft, da man sehr
häufig in den mittleren Jahren stehende Spaniolen mit ausgedehnter Kahlköpfigkeit
sehen kann.
Der horizontale Kopfumfang schwankt zwischen 515 und 587 Millimeter und
beträgt im Durchschnitte 546 Millimeter; er ist demnach im Verhältnisse zur Körperhöhe
nicht bedeutend zu nennen. Die Hautfarbe ist häufiger licht (60 Percent) als dunkel.
Die Spaniolin ist durchwegs kleiner und graciler als der Mann, doch gleicht sie
demselben sonst in anthropologischer Beziehung nahezu vollkommen. Im 12. bis 13. Lebens-
jahre geschlechtsreif, beginnt sie bereits mit 25 bis 28 Jahren zu verblühen. Lebt sie in
besseren materiellen Verhältnissen, so neigt sie wie der Mann schon früh zur Fettleibigkeit;
in ungünstigen Lebensverhältnissen schrumpft sie wie eine trockene Feige zusammen. Die
Spaniolen sind gewöhnlich sehr fruchtbar und zeigen trotz entschiedener Neigung zu Herz-
krankheiten und verschiedenen Leiden des Nervensystems keine auffallende Mortalität.
Will man bei der anthropologischen Betrachtung der bosnischen Zigeuner den
thatsächlichen Verhältnissen Rechnung tragen, so mnß man dieselben in zwei Hauptgruppen
trennen, von denen die eine die mohammedanischen, die andere die christlichen Zigeuner
oder die sogenannten Karavlahen umfaßt. Für diese Trennung sprechen nicht nur der
Glaubensunterschied und die Tradition, sondern auch gewichtige linguistische Gründe. Das
Idiom, dessen sich die mohammedanischen Zigeuner unter einander bedienen, ist nur sehr
wenig mit romanischen Elementen versetzt, die Karavlahen hingegen sprechen ein verdorbenes
Rumänisch. Die ersteren scheinen bereits im XV. Jahrhundert über Altserbien aus
Griechenland, die letzteren aus Rumänien über Bulgarien und Serbien nach Bosnien
gelangt zn sein.
Die mohammedanischen Zigeuner müssen in Anbetracht der Lebensweise und der
anthropologischen Differenzen, welche sie ausweisen, in zwei Unterarten, und zwar in die
sogenannten Zeltzigeuner (Cergasi, gurbeti, firauni) oder schwarzen Zigeuner und in die
seßhaften oder weißen Zigeuner getrennt werden. Die ersteren sind Halbnomaden,
welche einen Theil des Jahres im Lande herumwandern, oder mindestens in der schönen
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch