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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
Seite - 292 -
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292 Der Begriff des p1eu>e wurde im Mittelalter besonders hochgehalten und war, wenn auch nicht von den Königen, so doch von der Tradition sanctionirt und gleich- bedeutend mit dem westeuropäischen Adelsbegriff; »plemenit xospollin« ,var die höchste Titulatur, die man dem Könige gab, .plomenstvo vi" (etwa Ew. Edlen) war die Apostrophe für besonders hervorragende Edelleute, und das Territorium, welches deren Stammesland umfaßte, hieß plemeni ta duZtinn (Stammeserbe), p lemeni la oder plemeni to (Stammland). Die Verehrung dieses Stammlandes war so groß, daß es in Grabschriften in der Regel besonders betont wnrde, wenn der Todte auf seinem Erbe ruhte, welches nach einer Inschrift ein „weiches, sanftes Ruhebett" war. Es sind Fälle bekannt, daß man Helden, denen das Glück nicht zu Theil wurde, im Erblaude zu ruhen, dort wenigstens ein Grabdenkmal errichtete (Brankoviti). Den Ursprung der Stämme leitet die orthodoxe Bevölkerung der südlichen Heree- govina von jenem Ahnherrn ab, der zuerst zum Christeuthum übertrat, desseu Taufpatron zum Schutzheiligen seiner gesammten Nachkommenschaft ward, nnd dessen Festtag (krsno ime) besonders geheiligt wird. Eine solche Stammesangehörigkeit bildet trotz der liberaleren canonischen Auffassung nach der Volksanschannng ein unüberwindliches Ehe- hindernis, das nur iu der Weise umgangen wurde, daß ein Theil des Stammes einen anderen Schutzheiligen annahm und auf diese Weise ein neues Geschlecht bildete. Auch unter den Mohammedanern erhielt sich die alte Stammverfassung bis auf die Gegenwart. Als die Osmauen das Land eroberten, traten viele bosnische Stämme zum Islam über, und diese behielten auch als Mohammedaner ihren alten Stammes- namen bei und nannten sich seither Begs. Diese bosnischen Begsamilien sind auf ihre Abstammung stolz und liefen: das einzige Beispiel eines erblichen Geschlechtsadels im Oriente. Die Zugehörigkeit zu eiuem Stamme brachte es mit sich, daß der Einzelne, auf die Gesammtheit augewiesen, im Nothfalle auch an deren Hilfe appelliren durfte, und so fand das Individuum an dieser Gemeinsamkeit einen mächtigen Rückhalt. Einzelne Stämme spalteten sich mit der Zeit in Bruderschaften (kiatstva), die je eiu gemeinsamer Familiennamen charakterisirt. Die Bruderschaften entstanden durch Auswanderung oder Theilung vom Hauptstamme, wobei die Augehörigen uud Nach- kommen des Bruderstammes den Namen von dem Oberhaupte desselben erhielten. Da die Angehörigen eines Stammes ursprünglich einen gemeinsamen Namen und zur persön- lichen Unterscheidung noch einen Bei- oder Spitznamen hatten, so erklärt es sich, daß als Benennungen der Bratstva zumeist solche Spitznamen gebräuchlich sind, gegen welche der ursprüngliche Stammname zurücktrat. Als die Bruderschaften mit der Zeit an Ilmfang gewannen, theilten sie sich wieder in einzelne Hausgenossenschaften.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bosnien und Herzegowina, Band 22
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bosnien und Herzegowina
Band
22
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.34 x 22.94 cm
Seiten
536
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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