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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (7), Band 23
Seite - 38 -
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38 für folgerichtige Entwicklung und einen stärkeren Aufschwung. Die Könige erschienen nur selten in den urwaldbedeckten, spärlich bewohnten und entlegenen Gegenden dieses Landestheiles. Die Wojwoden, die hier als Vertreter der königlichen Macht schalteten, interessirten sich nicht sonderlich für das Gedeihen des Bauwesens. Bisthum und Capitel verfügten über verhältnißmäßig zu geringe Mittel, um den Kosten einer größeren und reicheren Bauthätigkeit gewachsen zu sein. Mönche, diese Pfleger der Kunst im Mittelalter, ließen sich hier selten nieder. Die Kirchengemeinden waren arm. Die Gäste (kospites) — wie die unter Göza II. und Andreas II. hier angesiedelten Deutschen in den damaligen Urkunden heißen — waren vollauf beschäftigt, den Boden der neuen Heimath urbar und bewohnbar zu machen, ihn gegen Störung durch äußere und innere Feinde zu sichern und ihre politischen Vorrechte aufrechtzuerhalten; sie bauten ihre Kirchen, die zugleich als feste Plätze dienen sollten, ärmlich und einfach, aber zur Betonung ihrer Rechte aus eigenen Mitteln. Mehrere Jahrhunderte hindurch ging bei ihnen die kirchliche Baukunst Hand in Hand mit der Befestigungskunst, nicht ohne zur Entwicklung eines eigenthümlichen Systems zu führen, das es jedoch zu keiner höheren künstlerischen Entfaltung gebracht hat. Die geographische Lage dieses Landestheiles, als eines gefährdeten Grenzbezirkes, und die Vielgestaltigkeit seiner politischen Einrichtungen prägen sich, außer in jenen eigenthümlichen Kirchen der „Gäste", auch in der großen Zahl und Mannigfaltigkeit der Burgen aus. Ist doch Siebenbürgen, in dem Gebirgskranze seiner Karpathen, selbst schon eine ungeheuere natürliche Burg, und so ist es zugleich das Land der vielen Burgen. Und noch anderweitig zeigt sich die Wirkung der geographischen Lage; sie drückt ihren Stempel der gesammten baulichen Thätigkeit auf, sie tritt im Ganzen und in den Details der Bauten zu Tage. Ist schon Ungarn an sich östlich gelegen, wie viel mehr sein östlichster Theil, der durch Bodengestalt, Bevölkerung und Institutionen mit ihm zusammenhängend und doch wieder von ihm getrennt, halb dem Westen, halb dem Osten angehört, mit der westlichen Cultur aber sich hauptsächlich über das Mutterland weg berührt. Der Einfluß einer derartigen Lage zeigt sich auf dem Gebiete der Baukunst darin, daß die Verbindung mit der westlichen Kunst zu Zeiten abreißt. Dieser Umstand, nebst dem Obwalten der erwähnten praktischen Gesichtspunkte, schließt schon von vornherein die reichere, gewähltere Durchführung eines Bauwerkes aus, und damit natürlich auch die Entwicklung der Baukunst in einer künstlerischeren, freieren Richtung. Die bautechnische Unersahrenheit, zu der sich oft noch Eilfertigkeit gesellt, verräth sich in der fast allgemeinen Untüchtigkeit der Aufmauerung, nicht ohne auch die constructiven Formen empfindlich zu schädigen. Diese und die Ornamente leiden am meisten. Dieses Schicksal der von Westen her über den Königssteig gewanderten Baukunst erscheint noch charakteristischer, wenn man es auch an Orten und zu Zeiten sich vollziehen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (7), Band 23
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (7)
Band
23
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1902
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.13 x 23.25 cm
Seiten
622
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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