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Der Thierreichthum dieses Gebirges wird wenig ausgebeutet. Der König seiner
Wildbestände, der Bär, genießt sein Leben fast unbehelligt; Treibjagden wurden erst in
den letzten Jahren veranstaltet, obgleich der Jäger hier außer Bären und Wölfen auch
Füchse, Wildschweine, Dachse, Wildkatzen und zahlreiche seltene Vögel, Adler, Hasel-
hühner u. s. w. findet, ja noch oben in der Gratnähe bei jeder Wasserlache Wildenten,
Wildgänse und andere Wasservögel bei ihren Wanderzügen Rast machen. Die Hirten thun
dem Wildstand verhältnißmäßig wenig Abbruch, obgleich sie es oft mit den Wölfen zu
thun haben. In den fast eiskalten Bächen gedeiht die Forelle reichlich. Dagegen ist der
Hirsch durch die Wildschützen der Umgegend längst im ganzen Bihargebirge ausgerottet.
Die lebende Fauna einiger Höhlen hat mehrere eigenthümliche Arten blinder Käfer und
anderer Jnsecten geliefert.
Den nördlichen Theil des Gebirges umzieht das Thal des Reißenden Körös,
durch das eine Landstraße und die Großwardeiu-Klausenburger Eisenbahnlinie zieht. Der
westliche Theil des Thales ist noch ziemlich breit und es liegen darin sogar einige größere
Ortschaften: Elesd, der belebteste Ort der ganzen Gegend, und Mezö-Telegd, mit einer
alten Kirche, in deren Gruft dieGemahliu des Fürsten StefauBocskay und der Schatzmeister
Stefan Telegdy, bekannt aus der Zeit des Bauernkrieges (l514), bestattet sind. Weiter
hinein, am Fuße des Königssteiges (Kirälyhägö), ist der Reißende Körös bereits durch eng
zusammengerückte Felsberge eingezwängt, und die Eisenbahn muß an drei Stellen ihres
Ufers durch Tunnels gehen. In diese Schlucht mündet der Jädbach, der von Süden in
kiesigem Bette zwischen Felswänden daherkommt, malerisch genug mit den vereinzelten
Wassermühlen, die er zum Poltern bringt und mit den Strohhütten, die in Thal und
Bergflanke verstreut sind. Thaleinwärts gegen Remecz hin, wohin die gräflich Zichy'sche
Herrschaft hauptsächlich zum Trausport vou Hölzern eine 16 Kilometer lange Industrie-
bahn gebaut hat, ist die Gegend waldiger uud malerischer, wozu ein paar Sägemühlen
und ein Jagdschloß beitragen.
Am linken Ufer des Jäd sind zahlreiche Höhlen; am linken Ufer des Reißenden Körös
liegt in der Gemarkung des Dorfes Pestere die Jgriczhöhle, von wo früher zahlreiche
Thierknochen der Urzeit in das Nationalmuseum zu Budapest gelangt sind, die aber seither
ganz ausgeplündert ist. Noch weiter, schon im Königswalde, findet man die herrliche
Vidar i te r Tropfsteingrotte, deren dicht mit Säulen besetzte Räume, besonders der
Lustersaal uud der Prunksaal, schon stark von Touristen besucht werden.
Der beste Ausgangspunkt, um das eigentliche Bihargebirge und das daran
grenzende, weithin gedehnte Bergland kennen zu lernen, ist die Ortschaft Belenyes
(mit Vierthalbtausend Einwohnern) am Schwarzen Körös, besonders aber der klimatische
Curort Bihar-Füred (Sztina de Välye). Belenyes liegt in anmuthiger Thalebene am
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch