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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (7), Band 23
Seite - 186 -
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186 starre Zweige zu nähen, in so dichter Anordnung, daß kein Faden des leinenen Grundes sichtbar bleiben sollte. Die „sehnige Naht" (in-vurrös), die Hauptgattung des jetzigen Varrottas, die aus Doppel-Kreuzstichen besteht, war die ganz in Vergessenheit gerathene Technik, die jene Mädchen von jener bejahrten Frau neu erlernten. Mit dieser Arbeit ist die Villa der Frau Erzherzogin Clotilde zu Schmecks deeorirt, ein gutes Beispiel, das in den höchsten Kreisen alsbald lebhafte Nachfolge fand. Königin Elisabeth machte für die Ausstattung der Frau Erzherzogin Maria Valerie eine große Bestellung solcher Handarbeit. Es wurden alte Varrottas-Mnster gesucht, und eigenthümlicherweise wünschte sich die Tochter unserer Königin für eines ihrer Gemächer gerade das Muster, das nach dem Volksglauben bräutliches Glück verbürgt. Es ist das sogenannte „Birnenmuster" (körtves). Einst nähte das Volk auch dieses Muster, wie die übrigen, mit rothem oder dunkelblauem Faden. Die junge Erzherzogin wünschte es hellblau. Und in der That machte das reiche, blaßblaue Varrottas auf dem hellen Cremegrunde der gekrausten Leinwand die schönste Wirkung. Auf derselben Leinwand war das Varrottas für zwei andere Zimmer ausgeführt, das eine ein schneeweißes „Tellermuster" (tün^eros), das andere ein brennendrothes „Agraffen-" (boZlÄros) und „Bärenmuster" (meäves). Und das Volk erzählt dem Fremden noch jetzt mit Stolz: ich habe dem Königs-Fräuleiu ihr „Sach" gestickt. Unter den „sehnigen" oder „am Faden genähten" varrt) Mustern sind die verbreiterten das „Eichenblatt-" (eserlsveles), „Stern-" (csillsAvs), „Hufeisen-" (patküs), „Tulpen-" (tulipänos), „L-förmige" (seses), „Schnecken-" (csiZäs) uud „Apfel-" (ulmäs) Muster. Letzteres ist das Lieblingsmotiv der Frau Erzherzogin Maria Theresia, die schon wiederholt größere Mengen von „almäs-Mnster" bestellt hat. Die dritte Gruppe bildet die „weißliche" (lekeres) oder „durchbrochene" (va^ckaläsos) Arbeit. Sie ist schwieriger und mühsamer als die übrigen Varrottas. Sie bildet eine außer- ordentlich reiche Stickerei mit vielen Durchbrüchen. In dieser Näharbeit wird jeder Faden der Flachstickerei gezählt und das heißt „gezähnt" (koxus); der durchbrochene Theil wird „Ausfüllung" (tätes) genannt; noch andere Details beim „Weißlichen" heißen ,akas2talut°, ,s2urämu", „Hühnerauge" (tzmks^em), „Hinkemuster" (säntalüm), „Soutache" (suAa). Mit letzterer wurden einst die Hemdärmel des Bräutigams uud das „Brautlakeu" benäht. Die Motive heißen „Mohn-" (mäkos), „Bordüre-" (loglalüs), „Würfel-" (koc?küs), „Teller-"(tün^eros), „Ellbogen-" skön^ükSg), „Abrnder-"(ubrucki) und „Rössel- (puripäs) Muster". Allein die Zahl der Muster hat in neuerer Zeit noch stark zugenommen, denn gerade das „Weißliche" wird jetzt auch mit Seide genäht. Und wie sich aus der mannigfaltigen Zusammenstellung der alten Motive neue Muster ent- wickelt haben, fanden sich für diese auch nene Namen und das Volk spricht jetzt schon von
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (7), Band 23
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (7)
Band
23
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1902
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.13 x 23.25 cm
Seiten
622
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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