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Bistritz, mit etwa 10.000 Einwohnern, ist eine der hübschesten nnd bestgehaltenen
Provinzstädte. Die Hauptstraßen sind in der inneren Stadt wie in den Vorstädten breit,
regelmäßig und mit Baumreihen bepflanzt. Die dichtgereihten Häuser sind meist stockhoch.
Im Erdgeschoß wenden Kaufläden ihre großstädtisch arrangirten Schaufenster den breiten
Beton-Trottoirs zu. Vor wenigen Jahrzehnten trug die Stadt noch einen ganz mittel-
alterlichen Charakter zur Schau. Da standen noch die alten Stadtmauern mit ihren hohen
Thorthürmen und Basteien, und selbst den Häusern der inneren Stadt sah man wenig
vom Walten des neuen Zeitgeistes an. Jetzt steht von der Stadtmauer nur noch ein kleines
Stück, und dazu eine einzige Bastei, die alten Häuser aber sind durchweg neuen gewichen.
Die Gründung von Bistritz (mit seinem altdeutschen Namen: Nösen) ist nicht mit
Sicherheit zu datireu. Dank seiner günstigen Lage entwickelte es sich schon im XIII. Jahr-
hundert zu einem der Märkte für den Orienthandel und wurde ein hochwichtiger Platz.
Die Mongolen verheerten es sammt Alt-Rodna im Jahre 1241, doch scheint es sich von
diesem Schlage als lebhafter Handelsplatz bald erholt zu haben, denn es folgt nun eine
dichte Reihe von Nachrichten über sein Gedeihen. Dem König Karl Robert dürfte es
besonders viel verdankt haben, denn er weilte öfters in Bistritz. Sein Sohn, Ludwig der
Große, verlieh der Stadt im Jahre 1353 das noch jetzt ausgeübte Recht, den Bartholomäi-
markt abzuhalten, der 15 Tage dauern durfte und der Stadt für diese Fnst die weitest-
gehenden Privilegien sicherte. Zum Beweis, wie wichtig der Platz den Anjou erschien,
gaben sie ihm auch die Befugniß, ihr eigenes Familienwappen zu verwenden. König
Sigismnnd bestätigte und vermehrte die von den Anjou verliehenen Begünstigungen und
Rechte. Ladislaus V. schenkte im Jahre 1453 Bistritz und den ganzen Gau dem Johannes
Hnnyadi, den er zum Erbgrafen von Bistritz ernannte. Hnnyadi baute sich auf dem
Berge am Nordende der Stadt eine Burg, starb jedoch bald nachher, und die Burg ging
sammt der Grafschaft durch Schenkung des Königs Matthias auf Michael Szilagyi über,
der sie durch Burghauptleute verwalten ließ. Als Michael Szilägyi später des Königs
Gunst verlor, hob dieser die Erbgrafschaft von Bistritz auf und trat die Burg für 6000
Goldgulden an die Stadt ab, mit der Erlaubniß, sie abzutragen und aus dem Stein-
material eine Stadtmauer zu errichten. Auch nachher begünstigte Matthias die Stadt; er
stellte ihre alten Privilegien wieder her und traf Verfügungen, die auf Handelsfreiheit
und Hebung der öffentlichen Sicherheit abzielten und neue Grundlagen für die Entwickelung
der Stadt schufen. Die traurige Zeit nach Matthias' Tode und die allgemeinen Wirren nach
der Mohäcser Schlacht führten auch für Bistritz große Veränderungen herbei. Zur Zeit der
Parteikämpfe schenkte es König Johann dem Moldauer Wojwoden Peter, der es zweimal
belagerte und ihm eine Brandschatzung von 4500 Goldgulden auferlegte. In diese Zeit
fällt der Übertritt der Stadt zum Protestantismus, der die wenigen nun folgenden
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch