Seite - 263 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (7), Band 23
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nieder und feierten den vermeintlichen Sieg mit lärmendem Gelage. Allein die Mongolen
waren nicht faul, sondern kamen eilig herangeschlichen und stürzten sich von allen Seiten
zugleich auf die uubehütete Stadt, worauf die Bewohner, die Unmöglichkeit der Gegenwehr
erkennend, sich freiwillig ergaben. Später scheint die Stadt sich doch wieder einigermaßen
aus ihren Trümmern erhoben zn haben, denn es ist urkundlich bezeugt, daß Graf Rotho
im Jahre 1268 seine dortige Besitzung und die Hälfte seiner Silberbergwerke sammt einer
auf dem Szamos befindlichen Mühle und seiner befestigten Curie dem nämlichen Grafen
Heinrich, Sohn Brendels, verkaufte, der später (1279) als Burgvogt von Ofen erwähnt
wird. Das jetzige Alt-Rodna ist Bezirkssitz und der Hauptmarkt im nordöstlichen Theile
des Comitats. Es hat eine römisch- und eine griechisch-katholische Kirche, ein Berg- und
Hüttenamt, eine staatliche Schule, drei königliche Forstiuspectörate, zwei Geldinstitute,
einen Leseverein n. s. w. Von Alt-Rodna führt gegen Norden eine gute Straße längs des
Bailor- oder Bänyabaches nach Rvdna-Borberek. Hier hat die Gegend schon ganz
alpinen Charakter und die waldbedeckten Bergreihen treten immer enger zusammen. Die
Luft ist merklich kühler als in dem unteren Thalabschnitt, der Laubwald weicht nach und
nach dem Nadelholz. Bei einer Kehre taucht ganz unerwartet das Kuhhorn (Ünökö) auf,
diese mächtige Bergform der Roduaer Alpen.
Rodna-Borberek ist eigentlich nur eine Ansiedluug von Hütten- und Grubenarbeitern,
die ihre Häuschen auf den vom Ärar überlassenen Bauplätzen errichtet haben. Es ist ein
ganz abgelegener Ort, aber wegen seiner vorzüglichen Mineralquellen und eines dem
Borßeker „Lobogö" vergleichbaren kalten Bades von vielen Fremden besucht, namentlich
seitdem der Siebenbürgische Karpathenverein das Bad übernommen und mit bequemen
Räumlichkeiten versehen hat. Die Ansiedlnng gehört zu Alt-Rodna, hat aber eine besondere
staatliche Schule und eine römisch-katholische Kirche. Die Einwohner sind magyarische
Grubenarbeiter. Von Rodna-Borberek gelangt man in einer halben Stunde durch deu
herrlichen Teufelspaß zu den in der Flanke des Kuhhorns befindlichen Gruben.
In nordöstlicher Richtung von Alt-Rodna, wiederum längs dem Szamos, führt ein
Weg über das wohlhabende Nen-Rodna (Uj-Radna, 1500 Einwohner) alsbald in den
Rodnaer Paß. Er verengert sich immer mehr und scheint sich schon im Bette des nur noch
bachartigen Szamos verlieren zu wollen. Auch thürmeu sich die Berge immer höher auf und
der Laubwald bleibt zurück, Fichtenwald umfängt den Wanderer. Von rechts und links
kommen krystallklare Alpenbäche niedergestürmt und fallen in den Szamos. Bald bleibt auch
der Szamos zurück, und die Bäche mit ihren Ufern voll Glockenblumen verschwinden. Die
Straße wendet sich gegen Norden nnd zieht in Schneckenwindungen, an die Flanken der
Grenzalpen geschmiegt, immer höher über den Thälern weiter. Nach und nach erscheint sie
auf gleicher Höhe mit einzelnen Alpengipfeln und bei dieser und jener Kehre taucht der Blick
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch