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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (7), Band 23
Seite - 386 -
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386 Die Csängö der Siebendörfer bauten ihre Häuser früher aus Holz und brachten nur gegen die Gasse hin ein kleines Fensterchen an. Seit der Zerstörung im Jahre 1848 bauen sie solider; heutigentags ziehen sich ihre meist sauberen, ja hübschen steinernen Häuser in meilenlanger Reihe hin, und fast jedes Haus hat nach der Straße zwei größere Fenster. Die Häuser tragen auch den Charakter ihrer Besitzer an der Stirne geschrieben; man sieht dort das Sinnbild des Pfluges iumitten einer frommen Inschrift, die auch die Namen des Ehepaares und das Baujahr uennt. Beiderseits vom Flur öffnen sich zwei Stuben: gegen hinten die Wohnstube, gegen vorne die Prnnkstnbe. Die Einrichtung, im Ganzen uud Großen nach Szekler Art, ist nett, sogar schmuck. Hier prangen die Meister- werke des weiblichen Hausgewerbes, die prächtigen Gewebe, in einer Mannigfaltigkeit geschmackvoller Muster. Hier thürmt sich das Staatsbett auf, mit einer Last aufrecht gestellter Kissen in schön gewebten, bunten Überzügen. Am Fensterhaken hängt zur Masche geschlungen ein Tuch, was ein eigenthümliches Zierstück des Csängöhauses ist. Die Männer tragen nieist langes Haar und im Sommer einen breitkrämpigen schwarzen Hut, im Winter eine Lammfellmütze. Der Stehkragen des flachsleinenen Hemdes hat einen gestickten Spitzenbesatz; unten ist das Hemd durch den breiten Ledergürtel durchgezogen und bedeckt das Obertheil der Hose, was an rumänische Tracht erinnert. Darüber tragen sie ein Lederwams, und über diesem, angezogen oder umgeworfen, einen vorne reich verschnürten Gala-Janker, in den Vierdörfern von weißem, in den Dreidörfern von schwarzem Tuch. Die magyarische Frauentracht der Siebendörfer ist sehr malerisch und kostbar. Die junge Frau trägt eine Haube (esepes?), die rückwärts lang herabgeht, von der Stirne bis zum Nacken aber unter dem Haarwickel durch ein Band festgebunden ist; dazu kommt noch das goldgestickte „Junge-Frauen-Band", ein Geschenk des Bräutigams, das zwei Jahre nach der Hochzeit durch ein kirschrothes oder schwarzes Band ersetzt wird. Die helmsörmige Haube ist schön gestickt, was sich noch durch das jahraus jähren« getragene Schleiertuch bemerklich macht. In den Dreidörfern trägt man gelbseidene Schleier (baranesik), in die das junge Frauchen die ersten Monate hindurch sechs bis acht hübsche, mit Rosetteu verzierte Nadeln steckt; so lange dies der Fall ist, darf sie sich in der Kirche nicht setze». Die Frauen tragen lange, weiße Linnenhemden, an Kragen und Ärmeln meist mit rothem oder weißem Faden ausgenäht, für Feiertage mit Goldspitzen geschmückt. Um den Hals schlingen sich Schnüre von Korallen oder Glasperlen; Ohr- gehänge sind nicht gebräuchlich. Unter den alten Csängöbräuchen der Siebendörfer ist der Boricza-Tanz der interessanteste. In den Vierdörfern ist er längst abgekommen, nur die Dreidörfer haben ihn noch. Mitte December wählen die Bursche der Dreidörfer je einen Anführer (vatük, rumänisches Wort), der sie die verwickelten Figuren des Tanzes lehrt. Am
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (7), Band 23
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (7)
Band
23
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1902
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.13 x 23.25 cm
Seiten
622
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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