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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (7), Band 23
Seite - 423 -
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423 Mondesfinsternissen den Mond fressen. Der svlomonar treibt die Wolken zusammen und bringt Hagelschlag. Der contra-solomvriar, der ihn dabei hindert, reitet auf Drachen, die in irgend einem Teiche Hausen. Unter den zahllosen Figuren der Märchenwelt sind auch noch die drachenartigen Gebilde der bälaur, ?meu u. s. w. zu erwähnen. Volksdichtung. — Die Volkspoesie der Rumänen ist in Vers (Lied, Gesang, Ballade, Koliuda, Tanzreim, Zauberspruch) und Prosa (Märchen, Anekdote, Sprichwort, Räthsel) gleich ergiebig. Der Rhythmus der Verse beruht auf dem Accent; die Volkslieder beginnen meist mit der Formel: »krun^ä veräe« (Grünes Blatt). Liebe, Leid, Trauer, Sehnsucht finden ihren Ausdruck im Lied; Spott, Witz, Übermuth im Tanzreim. Von der Macht der Liebe heißt es im rumänischen Volkslied?: Mutter sagt, sie kann von Vielem, ^ Aber niemals von den Zweien: Kann von Allem mich befreien, ' Meinem Liebchen und dem Tode. Das Liebchen des rumänischen Burschen ist „aus der Souue herausgerissen" und „schön wie das Kreuz". Die Liebende stößt oft Seufzer aus, wie diesen: Onkel Johann, deinen Namen Möcht' ich sä'n in jeden Garten, Daß sein Dust sich all verbreite Unter Mädchen, unter Bräme, Unier alle schönen Dirnen; Fächelt dann auch mir die Stirne, Läßt mich wohl vom Leid genesen, Dessen Ursach' du gewesen. Das Ideal des rumänischen Mädchens ist der Schafhirt (ciodan). In Liebe und Haß ist sie gleich leidenschaftlich. Flüche und Verwünschungen spielen in diesen Gedichten eine große Rolle. Ergreifend sind die Klagen über das Soldatenleben. Die Melodie ist stets melancholisch. Die Tanzreime werden von den Burschen nach dem Takte des Tanzes gerufen. Sie geißeln meist die Schwächen und Verkehrtheiten, die in ihrer kleinen Welt vorkommen. Beliebte Stichblätter sind der Pope und seine Gattin, der Cantor, der Richter, die faulen Mädchen und übermüthigen jungen Frauen. Pope fürchtet sich vorm Sterben, Hält im Arm den Preseurakuchen, Prescura essen ist so herrlich, 's Sterben will er nicht versuchen. Auch au Volksballaden ist Überfluß. Bezeichnenderweise sind die Stoffe und Personen der Balladen balkanisch, nur bei wenigen ist uugarläudischer Ursprung nach- weisbar. Einige haben mythologische Beziehungen (Sonne und Mond) oder entlehnen dem Hirtenleben mystische Stoffe; das sind ohne Zweifel die ältesten. In den historischen Balladen kämpfen die Helden gegen die Türken. Die berühmtesten Balladenhelden sind, wie in Rumänien, die Türkenbesieger Novae und Marc.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (7), Band 23
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (7)
Band
23
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1902
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.13 x 23.25 cm
Seiten
622
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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