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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (7), Band 23
Seite - 426 -
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426 Mädchen gewählt, so geht er in Begleitung zweier vertrauter Personen auf die Brautschau; nach gegenseitiger Einwilligung wird der Verlobungstag festgesetzt. Am Vorabend wird im Hause der Braut getafelt; dabei binden die Mädchen der Braut einen Epheukrauz, spannen gedrehte Strohseile quer vor das Hausthor und pflanzen eine 4 bis 5 Klafter hohe Stange ans, an deren Spitze ein Topf gesteckt ist. Am nächsten Morgen versammeln sich die Gäste im Hause des Bräutigams, von wo sie sich zur Braut begeben. Voraus reitet der Haushofmeister, die Mähne seines Pferdes ist mit rothem Band geflochten, er hält eine Holzflasche mit Wein in der Hand. In einer Reihe mit ihm reiten die Kuchen- träger. Am Hausthor übergeben sie die Kuchen dem Haushofmeister der Braut, die alles unter ihre Freundinnen vertheilt. Hinter ihnen kommen der Brautführer, der Bräutigam und die übrigen Gäste. Den Zug schließt ein mit grünen Zweigen geschmückter Wagen, darauf sitzen vorne die Hochzeitsbitter, in der Mitte die Frau des Beistandes mit den Kranzeljungsern, hinten aber die Zigeuner. Der Wagen wird von 8 — 10 Ochsen gezogen, von deren Hörnern bunte Tücher flattern nnd die von 4 — 6 Knechten gelenkt werden. Der Zug hält vor dem Thore der Braut, die sich ihm nun sammt ihren Angehörigen anschließt. Unter mancherlei Ceremonien wird die Braut herausgerufen, vorgestellt und dem Bräntigam übergeben. Dann geht es zur Kirche. Während der Trauung tanzen die Bursche und Mädchen vor der Kirche. Sie erwarten das herauskommende Paar mit Töpfen voll Wasser, in welche Geld geworfen wird. Von der Kirche geht Alles nach dem Hause der Braut und setzt sich zu Tische. Das Brautpaar sitzt obenan. Der Haushofmeister des Bräutigams sagt allerlei Dankformeln her und fordert die Hochzeitsgesellschaft auf, das Vaterunser zu bete«. Dann stellen die Geladenen und Verwandten die Geschenke auf den Tisch, der Haushofmeister des Bräutigams ruft jede Spende nebst dem Namen des Spenders aus, und der Haushofmeister der Braut sagt jedesmal Dank. Nach dem Mahl wird getanzt. Nach dem Tanze führen die gleichalterigen Mädchen die Braut in die Kammer, setzen sie auf einen Stuhl und beginnen stehend ein Klagelied zu singen, das ihren Abschied von den Blumen und Freundinnen zum Ausdruck bringt. Die Fran des Beistandes geht in die Kammer, beschenkt die Mädchen mit Geld, was als Lösegeld für die Braut gilt, die sie nun in das Zimmer führt, wo der Haushofmeister des Bräutigams das Zeichen zum Aufbruch gibt. Das Mitgebrachte wird auf einen Wagen geladen und man fährt zu den Eltern der Braut. Der scheidenden Braut bietet noch ihr Vater ein Glas Wein an, sie trinkt dem Bräutigam zu und leert es bis auf den Grund; die darin befindliche Silber- münze behält sie im Munde, bis sie das Thor durchschritten hat. Dann küßt die Braut ihren Eltern die Hand und nach verschiedenen weiteren Ceremonien setzt sich der Zug in Bewegung. Unterwegs ist viel Schießen, Jauchzen und Singen. Die Mutter des Bräuti- gams, die „große Schwiegermutter", erwartet die Braut auf der Schwelle des Hauses.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (7), Band 23
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (7)
Band
23
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1902
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.13 x 23.25 cm
Seiten
622
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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