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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (7), Band 23
Seite - 472 -
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472 das rechte Kokelufer übergeht, öffnet sich dem Blicke plötzlich der schönste Theil des Thales und mitten darin ragt das theilweise hochgelegene Schäßburg empor. Das Kokelthal erweitert sich hier nach Osten hin zu einen« weiten Becken, während es im Westen zwischen Bergen eingeklemmt, nördlich aber von einer schönen Bergkette begrenzt ist, deren waldiger Kamm nach Süden in reich mit Weingärten bekränzten Hängen abfällt, uud weiter östlich, Weißkirch gegenüber, die kahlen Berge sich in scharfen Wellenlinien abzeichnen. Vor der westlichen Gebirgskette erhebt sich ein kegelförmiger, von Südwest nach Nordost abgedachter Bergvorsprung etwa 72 Meter hoch über das Niveau des Thales. Auf seinem Plateau und seinen Abhängen ist ein Theil der Stadt erbaut, deren Hauptmasse aber in dem süd- westlich ziehenden Thale lagert. Einzelne Häusergruppen sind dann noch in anderen Thal- öffnungen uud über die benachbarten Berglehnen zerstreut. Auf dem kegelförmigen, aber ziemlich langrückigen Gipfel steht, von Festungsmauern und -Thürmen umgeben, eine alte Kirche. Die ganze Schönheit der Lage von Schäßbnrg erkennt man aber erst, wenn mau hinter dem Bahnhof zum Landhause Villafranca im „Siechhof-Wald" hinaufsteigt und von dort das Kokelthal sammt den Bergen der Umgebung überschaut. Allem die Umgebung Schäßburgs erregt nicht mir das Interesse des Naturfreundes, sondern auch das des Historikers und Militärs, denn es ist eine der geeignetsten Vertheidigungsstellungen des Kokelthales nach Osten. Seine strategische Wichtigkeit war, wie aus den Resten einer nahen römischen Niederlassung hervorgeht, schon von den Römern erkannt und sie errichteten hier ein festes Standlager, vermuthlich zur Sicherung der Militärstraße nach Apnlum (dem heutigen Karlsburg) gegen Angriffe vom Nordosten her. Zur Zeit der sächsischen Einwanderung hielt Schäßburg — wie man aus dem System sächsischer Befestigungen in der Umgebung schließen darf — durch diese Eigenschaften seiner Lage einen größeren Schwärm der Einwanderer fest. Urkundlich erwähnt findet es sich zum ersten Male im Jahre 1280 unter dem Namen ,eastrum Sex". Wie unsere meisten Städte, ist auch Schäßburg in der Zeit zwischen der Thron- besteigung Karl Roberts und der Mohäeser Niederlage zur Bedeutung gelangt. In dieser Epoche erstanden seine Festungsmauern uud Basteien, die Bergkirche (1429—1524) und der prächtige Stundthurm, eines der schönsten Bandenkmäler des Mittelalters. In der Schäßburger Bergkirche bestätigten nnd erweiterten die Stände Siebenbürgens im Jahre 1506 die ini Jahre 1437 bei Käpolna geschlossene Union der drei Nationen. Im Jahre 1616 war Schäßburg der Schauplatz einer Verschwörung, an deren Spitze der Bürgermeister Martin Oreud stand und deren Zweck war, Gabriel Bethlen, den übrigens der sächsische Chronist „deu Herrn der Magyaren, den Frennd der Szekler und den Vater der Sachsen" nennt, zu stürzen und deu Hermannstädter Bürgermeister Johann Rehner an seine Stelle zu setzen. Das Ende des Anschlages war, daß Martin Orend als „Narr" auf der Repser
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (7), Band 23
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (7)
Band
23
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1902
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.13 x 23.25 cm
Seiten
622
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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