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Matthias schenkte es deni Johann Ernst. Dann gieng es wieder durch verschiedene
Hände. Es gehörte sogar dem Wojwoden Michael, bis es endlich 1629 Gabriel
Bethlen dem Georg Toldi von Szalonta verlieh. In der baufälligen Kirche neben
dem Schlosse sieht man alte Wandmalereien. In der Gruft ruhen die Ahnen der
Toldi und Bölyai. Hier wnrde 1775 der größte ungarische Mathematiker, Wolfgang
Bölyai geboren.
In einem Seitenthale des nördlichen Bellerthales liegt Martinsdorf (Szäß-
Märtonfalva); im evangelisch lutherischen Schulhause wird noch jetzt der Tisch des
ehemaligen Berathungssaales des Comitats aufbewahrt.
Der letzte Ort im Bellerthale ist Almen (Szäß-Almäs). Nördlich von hier gelangt
man über die Wasserscheide bei dem Dorfe Niemesch (Nemes) ins Meschnerthal, dessen
bedeutendster Ort, das hübsch gelegene Sachsendorf Meschen (Mnzsna), durch seine
gothische Kirche nnd das hübsche Schulgebäude auffällt. Südöstlich von Niemesch gelangt
man alsbald nach Birthälm (Berethalom). Es ist eine schöngebaute, wohlhabende,
sächsische Großgemeinde, deren evangelisches Kircheneastell, auf einem Berge gelegen, von
Weitem den Blick fesselt. Die Kirche ist mit dreifacher Ringmauer und sieben Bastionen
umgeben. Sie hat einen interessanten Flügelaltar von 1524. Seine städtischen Befugnisse
erhielt der Ort vou Ludwig dem Großen und Sigismnnd. Als blühende Handels- nnd
Industriestadt stritt er mit Mediasch lange um den Rang des Vorortes im Stuhl.
Mediasch siegte 1553, aber noch zwei Jahrzehnte später fiel in kirchlicher Hinsicht die
Palme vor sämmtlichen sächsischen Städten an Birthälm. Der dortige Pfarrer, Lnkas
Ungler, wurde nämlich 1572 zum evangelisch-sächsischen Bischof erwählt und es blieb
dann 300 Jahre lang Bischofssitz.
Die interessante Chronik dieses alten Bischofssitzes, die sogenannte Birthälmer
Chronik, ist noch erhalten, sie ist voll charakteristischer Züge zum Leben nnd zu deu
Wechselfällen der Sachsen im XVII. Jahrhundert. Eine Art stehende Rubrik darin bilden
die Klagen der Städte wegen der Kostspieligkeit der fürstlichen Besuche und des
Unterhaltes der deutschen Truppen. Ein solcher Fürstenbesnch kostete 1624 die Stadt
Schäßburg 2284 Gulden, was heute etwa 40.000 Gulden entsprechen würde. Am kost-
spieligsten war aber doch das deutsche Militär. So kostete die Erhaltung von 55 wallo-
nischen Soldaten durch 8 Monate 32.000 Kronen. Und die Gemeinden Trappold nnd
Keisd hatten zur Zeit Bastas für die Erhaltung einer Compagnie kaiserlicher Truppen
69.707 Gulden aufzuwenden. Etliche Male wurde Birthälm in jenen Kriegszeiten auch
zerstört. Als z. B. die Mediascher eiueu Theil der Truppen Bocskays niedergemacht
hatten, wandten sich die Übrigen aus Rache gegen Birthälm und zerstörten es bis auf das
Kircheneastell.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch