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des Trachyts gebildet haben (z. B. bei Verespatak), und in Boicza ist das Vorkommen
des Edelmetalls auch an den Melaphyr und Porphyr gebunden.
Auf dem erwähnten Gebiete folgt der Goldbergbau zwei Hauptliuieu: die eine geht
von Offenburg über Verespatak und Bncsnm bis Sztanizsa, die andere von Körösbänya
über Boicza bis Nagy-Äg. Diesen Linien entlang wird der Bergbau seit Jahrhunderten,
stellenweise seit Jahrtausenden mit mehr oder weniger Erfolg betrieben und ist die Haupt-
erwerbsquelle der ziemlich dichten Bevölkerung.
Die Arbeit der Römer hat viele Spuren zurückgelassen, besonders auf dem Cfetätye-
berge bei Verespatak und auf der Korabia bei Buefum. Es sind aber nicht alle mit Meißel
nnd Spitzhacke ausgehöhlten Gruben römische Werke. Bevor das Pulver als Spreng-
mittel zu dienen begann, mußte das Gestein mit der Spitzhacke, dem Schlägel und Eisen
ausgehöhlt werden, und in dieser Weise eröffnete Stollen finden sich überall, wo der
Bergbau von Bedeutung war. Diese Gruben, über die allerdings wenig Historisches
erhalten ist, repräsentiren die Geschichte des Bergbaues von den Römern, beziehungsweise
von der magyarischen Landnahme angefangen bis in die neuere Zeit und bekunden, daß
der Bergbau in dieser Gegend auch zur Zeit der ungarischen Könige lebhaft betrieben
wurde. Außerdem finden sich in den Schotterlagern der alten Terrassen am Maros nnd
besonders am Aranyos zahlreiche Spuren von Goldwäschereien.
Die schriftlichen Nachrichten aus dieser Periode sind recht lückenhaft. Überlieferung
und Sage schildern diese Gegenden zur Zeit ihrer Besetzung durch den Feldherrn Gyula
als Ruinenstätten und Einöden, denen man die Stürme der Völkerwanderung ansah;
Apulum fand der Magyarenführer in Trümmern und erbaute dort eine Burg, die den
Namen Fejervär (Weißenburg) und, nach dem Erbauer, Gyula-Fejervär erhielt. Dies
ist auch der jetzige Name (deutsch: Karlsburg). Auch die römischen Colonien zu Groß-
Schlatteu und Verespatak waren Ruinenfelder. Nach dem Berichte des Anonymus Notarius
wurde durch den Feldherrn Tnhutnm ein gewisser Ogmand auf Kundschaft nach Sieben-
bürgen entsandt, und wußte dann zu erzählen, daß jenes Land von sehr guten Flüssen
bewässert sei, aus deren Sande Gold gewaschen werde, das beste Gold, das es gebe, und
daß dort auch Steinsalz gegraben werde.
In den Denkmälern der ungarischen Geschichte finden sich keine Spuren, daß die
Könige von Ungarn (beziehungsweise das königliche Ärar oder nach heutigen Begriffen
der Staat) selber in diesen Gegenden den Metallbergbau betrieben hätten. Selbst in dem
Decret Wladislans' II. von 1514, worin die Einkünfte und Besitzungen der Krone
aufgezählt werden, sind nur die Salzbergwerke und die Salinen erwähnt. Kaum aber hatte
die königliche Gewalt sich befestigt, als auch schon von der Goldprodnction ein Zehent für
den königlichen Schatz erhoben und die Ausmünzung ein königliches Privileg wurde.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch