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ist ein magyarisches Dorf mit etwa 300 Einwohnern. Auf einer Art Plateau steht das
Kendeffy'sche Schloß, eine ausgedehnte, im Stile der englischen Gothik erneuerte
Gebäudegruppe mit malerischen Thürmen und Erkern. Es ist weithin sichtbar und hat
eine herrliche Aussicht auf den Retyezät und den größten Theil des Hätßeger Districts.
Es ist auch prächtig eingerichtet und enthält werthvolle Kunstwerke und eine reiche Biblio-
thek. Erwähnenswerth ist noch die im byzantinischen Stil erbaute resormirte Kirche, die
aus einem der ersten Jahrhunderte des christlichen Ungarn stammt.
Sobald man bei Hätßeg-Väralja aus der Väraljaer Thalenge heraus ist, sieht
man einem Feengarten gleich das Dreieck des Hätßeger Districts, einen der schönsten
Theile Siebenbürgens, vor sich liegen. Die herrliche Ebene ist mit etwa 80 Dörfern
bestreut. Die Blechhelme der Kirchthürme blitzen im Sonnenstrahl, aus grünen Baum-
dickichten schimmern da und dort Giebel von Schlössern und Eurieu, im Süden schließt
eine Kette blauer Berge den Horizont, an dessen Umkreis der Retyezät sein majestätisches,
meist mit Schnee bedecktes Felsenhaupt erhebt.
Der Hauptort der Gegend ist Hätßeg am Hätßegbach (meist Farkadinbach
genannt), eine Stadt mit geordnetem Magistrat und 2450 Einwohnern. Es hat einige
stattliche Gebäude: die von Nonnen geleitete Mädchenschule und die aus dem Fonds der
einstigen Militärgrenze erhaltene rumänische Volksschule. Vom Hauptplatz hat man eine
herrliche Aussicht auf den Retyezät. Die Vieh-, besonders die Schafmärkte sind berühmt.
Im Mittelalter war hier eine königliche Burg. Der Vogt derselben übte die Gerichts-
barkeit über den Knezenbezirk der Walachen des Hätßeger Districtes aus, dessen Knezen-
gerichtshos auch hier seine Sitzungen hielt.
Von Hätßeg aus kann man die an römischen Denkmälern überreiche Gegend
durchstreifen. Man begibt sich zunächst nach Alsö-Farkadin, wo im Hofe des
Lonyay'fchen, früher Nopcsa'scheu Schlosses die halbkreisförmige Brüstungsmauer vor
der Fa^ade mit römischen Jnschriftsteinen bedeckt und an jedem Ende von einem
mächtigen steinernen Löwen aus der Römerzeit slaukirt ist. Über das benachbarte
Felsö-Farkadin und Tustya gelangt man in fünf Viertelstunden nach Demsns,
dessen alte griechisch-katholische Kirche aus Römersteinen erbaut ist. (Siehe unseren
Aufsatz: „Baudenkmäler".) Über Nagy-Pesteny fährt man dann in drei Viertelstunden
nach Värhely (rumänisch: Gredistye), das auf den Trümmern der ehemaligen dacifchen
Hauptstadt Sarmizegethufa und des diese überlagernden Ulpia Trajana erbaut ist. Am
östlichen Ende der Ortschaft sind die Grundmauern des Amphitheaters von Ulpia Trajana
noch deutlich zu sehen. Auch im Orte selbst stößt man fortwährend auf römische Jnschrist-
steiue, verstümmelte Statuen, Sänleneapitäle und andere architektonische Ornamente. Die
Ruinen von Ulpia Trajana wurden im Mittelalter und auch später einfach als Steinbruch
Ungarn VI. 3«
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (7), Band 23
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (7)
- Band
- 23
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.13 x 23.25 cm
- Seiten
- 622
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch