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Schwert. Borna, der schlauere, vorsichtigere und weiter blickende Gegner sah ein, daß er
Lindewit in offener Feldschlacht nicht widerstehen konnte, zog daher seine Truppen in die
befestigten Orte zurück uud verlegte sich auf den kleinen Krieg, den er so erfolgreich führte,
daß sein Gegner sich mit großen Verlusten zurückziehen mnßte.
Im nächsten Jahre wurden drei fränkische Armeen gegen Liudewit aufgeboten; die
eine rückte aus Italien, die zweite dnrch Carantanien, die dritte über Baiern und Ober-
Pannonien heran. Liudewit zog sich in ein Castell zurück und nahm keine Schlacht an. Die
fränkischen Armeen begnügten sich damit, daß sie fast das ganze Land mit Fener und Schwert
verwüsteten. Die eine Armee, die durch Ober-Pannonien zog, hatte durch Dysenterie viel
zn leiden nnd konnte nichts ausrichten, die beiden anderen führten auf der ruhmlosen
Rückkehr einen Theil der Bundesgenossen Lindewits zum Gehorsam zurück.
Inzwischen war Borna gestorben und Kaiser Ludwig setzte, auf Bitten des Bolkes,
dessen Neffen Ladaselavns zu seinem Nachfolger ein. Der Patriarch von Grado, Fortnnatns,
wurde von seinem Priester Tiberins beim Kaiser Ludwig dennncirt, daß er Liudewit
zum Widerstand ermnthigt und ihm Werklente zur Herstellung von Befestigungen geschickt
hätte. Der Kaiser lud ihn deshalb vor sich, allein der Prälat, welchen Landsmannschaft
und Abneigung gegen die harte Fremdherrschaft dem Liudewit näher gebracht haben
mochten, that blos, als schiffe er sich ein, um sich an den Hof zu begeben; in Wahrheit
fuhr er listigerweise nach Zara zu Johannes, dem Präfekten dieser Provinz, der ihn sofort
nach Constantinopel schickte, wo der Patriarch Schutz fand. Man hatte also anch bei den
Kämpfen Lindewits um die Unabhängigkeit Unter-Pannoniens die Empfindung eines
Gegensatzes zwischen dem fränkischen Reiche und Byzanz, obwohl von werkthätiger Unter-
stützung des Aufstandes durch die Oströmer keine Nachricht vorliegt. Jedenfalls stand
Lindewit im dritten Jahre, als sich abermals ein fränkisches Heer gegen ihn aufmachte,
ohne Bundesgenossen in Siscia. Die Erfolglosigkeit eines Kampfes einsehend, der seinem
Lande nicht die Freiheit, sondern nur Verwüstung und Entvölkerung zuziehen konnte,
flüchtete Liudewit zu den Serben. Einhard erzählt die schwer verständliche Geschichte, daß
Lindewit, nachdem er von einem Znpan derselben aufgenommen worden, seinen Gastgeber
ermordet und sich dessen Land angeeignet habe, dann aber habe er Gesandte an das
kaiserliche Heer geschickt nnd versprochen, daß er selbst kommen werde. Die Seele des
Menschen birgt ja viel Dämonisches, das dnrch Unglück aufgerüttelt, hervorbricht, möglich
ist es also, daß der gastfreundlich aufgenommene Flüchtling meinte, einen neuen politischen
Stützpunkt finden zu können, und darum die Unthat beging; aber es ist auch möglich, daß
er merkte, er sei aufgenommen worden, um ausgeliefert zu werden; und schließlich besteht
sogar die Möglichkeit, daß der fränkische Historiograph den tapfereren Gegner mit dieser
Schuld beladet, um dessen Ermordung durch den Onkel Bornas zu entschuldigen, der
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch