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das heißt, es wurde in der Volkssprache gebetet, gepredigt und gesungen. Und dies war
die Macht, die dem Heidenthum den letzten Stoß versetzte, so daß von da an die Croaten
nichts mehr an das Heidenthum fesselte.
Dem Apostel Method, der seinen Bischoffitz in Slavonien hatte, wurde von
seinem Bruder Cyrill das Ceremoniell der Kirche — wozu auch der liturgische
Gesang gehörte — übertragen. Um diesen Gesang zu ordnen und zu stabilisiren,
construirte Method eine eigene Notenschrift für die Gesänge der slavischen Kirche.
Dabei ging er so vor, wie sein Bruder Cyrill bei der Construirung eines slavischen
Alphabetes; dieser nahm nämlich das griechische Alphabet zur Grundlage und
schaltete für Laute, die in der griechischen Sprache nicht enthalten waren, neue
Buchstaben ein. So nahm auch Method die Neumen (die alten Notenzeichen) des heiligen
Ephrem zur Grundlage und bereicherte sie durch neue Zeichen. Ein Fragment dieser
Method'schen Notenschrift (118 Seiten stark) ist uns erhalten. Es stammt aus dem
XI. Jahrhundert, und zwar aus Pannonien, wo sich der Bischoffitz Methods befand,
und wird jetzt in der Bibliothek des Grafen Theodor Andrejevic Tolstoj in Moskau
aufbewahrt.
Späterhin, als sich die lateinische Kirche in Croatien und Slavonien immer mehr
verbreitete und die heilige Messe in lateinischer Sprache eelebrirt wurde, bediente man sich
zur Notirung der liturgischen Gesänge der römischen Neumen, die sich im Laufe der
Zeit von denen der griechischen und slavischen Kirche ganz unabhängig weiter entwickelten.
Dies beweist folgendes Facsimile aus einem Manuscript in der erzbischöflichen Bibliothek
zu Agram, das um das Jahr 1330 dem Agramer Elisabethiner-Hospital gehört hat.
Wie in allen Ländern, so waren auch in Croatien und Slavonien die Klöster die
eigentlichen Pflanzstätten von Gesittung und Bildung, Kunst und Wissenschaft. Unter den
einheimischen Klöstern hat sich besonders der Benedictinerorden verdient gemacht. Aber so
löblich auch der Eifer der??. Benedictiner war, der croatischen Volkspoesie schadeten sie,
indem sie viele alte Texte, die irgendwie an das Heidenthum erinnerten, vernichteten oder .
zur Verherrlichung des Christenthums umarbeiteten. Nur die alten Melodien, die auch
den Ordensbrüdern gefielen, blieben uns größtentheils erhalten. Dies beweisen unter
Anderem die Melodien der Lieder: „Uranila ch'evojks, tri sivs, svkola", Kalo
sirvko", sain daöulsk" und „I^epo mi erm kos", zu denen der Agramer
Bischof Peter Petretie neue Texte dichtete. Einige fügte er seinem Werke »Lveti
lionii« (gedruckt 1651) bei, und forderte das Volk, sowie die Geistlichkeit auf, statt der
„einstigen alten heidnischen und schamlosen Lieder" seine Texte zu singen. Allein der gute
Wille des frommen Bischofs nützte nichts, Text und Melodie der alten Lieder blieben
uns trotzdem erhalten.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch