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Capitelstadt die Inschrift trägt: Sillium) Läl'I'I'VI.I eLcü.L8IK?^KK^LIM3I8.
Das waren zwei bis 1850 getrennte Städte, wenn auch die Oberstadt schon seit dem
XVI. Jahrhundert den Namen (Agram) angenommen hatte. Um die Capitelstadt
von der Oberstadt zu unterscheiden, nannte man die erstere schon seit dem XIII. Jahrhundert
kurzweg während die letztere ,eivitas (Zrecensis iuxtu ^agrudiam" oder
.^aArabia in monts Krecli" oder dem ähnlich bezeichnet wurde, wobei man offenbar den
ursprünglichen Namen der Ansiedlung (Krackeo, Krac oder Krse) auf den ganzen Berg, auf
dem sie lag, übertrug.
Gradk wird vor dem XIII. Jahrhundert ein ganz gewöhnliches Dorf gewesen
sein, das von der bischöflichen Stadt Zagreb durch den Bach Medveöcak (--- Bärenbach,
ursprünglich aber Circnniza, Cirkuenik oder Cirkuesche, was Kirchenbach bedeuten würde)
getrennt war. Der Medvescak entspringt im Agramer Gebirge, dessen alter Name
Medvednica(— Bärengebirge) war, und fließt durch dasThal zwischen den beidenHügeln,
auf denen das alte Zagreb und GradLc erbaut waren, dann aber südlich durch die Ebene
der Save zu.
Der Tatarenzug im XIII. Jahrhundert war, wie für ganz Croatieu, so insbesondere
für dessen Hauptstadt epochemachend. König B6la IV. floh vor den Mongolen nach
Agram und weilte da zehn Monate. Als er dann vom Anrücken der Tataren hörte, zog
er sofort nach Dalmatien weiter. Agram — sowohl Gradec, als auch die Capitelstadt
sammt der Domkirche zu St. Stephan — wurde von den Tataren furchtbar verwüstet
und eingeäschert. Die Bewohner Agrams, die sich nicht geflüchtet hatten, wurden von den
wilden Asiaten niedergehauen oder in die Sclaverei geschleppt. Ans den Ruinen aber
erhob sich nach dem Abzüge der Tataren das neue Agram.
König Bela IV. war sehr bemüht, die Wunden, die der Tatarensturm seinen Ländern
geschlagen, zn heilen. Zu diesem Behufe erhob er viele Ortschaften zu königlichen Freistädten
mit vielen Vorrechten und Befugnissen, was zahlreiche neue deutsche Ansiedler, zumeist
Handwerker, heranlockte. Dadurch blühte nun auch in Croatien das Städtewesen empor.
An erster Stelle aber wurde „Zagrabia in monte kreck" durch die goldene Bulle
König Belas IV., 16. November 1242, zur königlichen Freistadt (elvilas libera) erhoben.
Der König versammelte um sich, wie es in der Bulle heißt, den Banus Dionysius,
den Agramer Bischof Stephan sammt vielen anderen Bischöfen und Würdenträgern, um
Agrani am Berge Grech als königliche Freistadt zu begründen, dorthin Ansiedler einzu-
berufen und es zu befestigen. Diese Bulle, sowie die Urkunde vom 23. November 1266,
mittelst deren König Bela IV. der Stadt auf dem Berge Grech nächst Agram („Castrum
in monte tZrsek iuxta /5aArabiam") weitere Freiheiten verleiht, sind fortan die Grund-
lagen des Agramer Stadtrechtes.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch