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erbitten, sich eine entsprechende Befestigung auf dem Berge Gradec neben der Stadt-
mauer erbauen zu dürfen. Dies wurde ihnen vom König bereitwilligst gestattet, und so
entstand der Psassenthurm als ein ergänzender, aber sonst selbständiger Theil der
befestigten Oberstadt. Hier hielt von mm an das Domcapitel seine eigene Besatzung.
Wegen dieses Pfaffenthurmes kam es oft zu Streitigkeiten zwischen den Bürgern des
Gradkc und dem Domcapitel.
S tad t thore gab es ursprünglich vier, zwei große und zwei kleinere. Die großen
Thorewaren: das Fleischhauerthor im Südwesten und das Steinthor im Osten der Stadt;
letzteres besteht noch heute. Dazu kam am Ausgange des XIV, Jahrhunderts noch das
große Neuthor in der Nähe des Pfaffenthurmes. Von den kleinen Thoren werden
erwähnt: das kleine rohe Thor beim Feuerwachthurm an der Stroßmayer-Promenade
und das Feldthor oberhalb des Fleischhauerthores. Vor den Stadtthoren lagen ver-
kleidete Gräben mit Zugbrücken.
Es gab aber anch außerhalb der Stadtmauer kleinere Wachthürme, Habernik
genannt, von wo aus durch Glocken- und Trompetenzeichen gemeldet wurde, wenn eine
Gefahr nahte. Durch Glockenzeichen zeigte man auch das Schließen der Stadtthore an,
deren Schlüssel von den in der Nähe wohnenden Bürgern aufbewahrt wurden.
Seit seiner Erhebung zur königlichen Freistadt blühte Agram in jeder Beziehung
auf. Die Einwohnerzahl stieg immer höher, besonders als sich Handwerker fremder
Nationalität in größerer Anzahl anzusiedeln begannen. Die Folge war, daß sich viele
Bürger außerhalb der Stadtmauern niederlassen mußten, da es in der Stadt selbst keinen
Raum mehr gab. Unter den neu angesiedelten Handwerkern ragen besonders die
Deutschen hervor, größtentheils Schuhmacher, die unten in der Vorstadt zusammen
wohnten, weshalb denn dieses Viertel das Schusterviertel, oder das deutsche Dorf hieß.
Es lag am rechten Ufer des Medvescakbaches, nördlich des heutigen Jelaciö-Platzes,
und am unteren Theile der Langen-Gafse. Weiter westlich zog die Töpfer-Gasse hin,
gleichfalls außerhalb der Stadtmauer, in der heutigen Jlica, vom Jelaei^-Platz bis zur
Fleischhauer-Gasse unter dem Hügel Gradec. Die Jlica bildet heute die wichtigste Ver-
kehrsstraße Agrams, und so dürfte es nicht ohne Interesse sein, zu erfahren, woher dieser
Name stammt. Durch diese Gasse floß ein kleines Flüßchen Jlica, in dessen Nähe sich
sehr viel Töpferthon (eroatisch: ilovaca) befand; das war auch der Grund, warum sich
hier die Töpfer niedergelassen hatten.
Wie Gradkc, so breitete sich auch die Capitelstadt immer weiter aus. Den Dom-
herren lag sehr viel daran, einerseits ihr Einkommen zu vermehren, anderseits ihre
Macht durch Gewinnung neuer Unterthanen zu befestigen und auszubreiten, um in den
oft blutigen Streitigkeiten mit den Bürgern des Gradec und bei den Einfällen der
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch