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Sigismund Frankapan, errichtete mit Bewilligung des Papstes Pius II, in Otocac ein
Bisthnm, das an die 80 Jahre bestand. Nach den Einfällen der Türken wnrde ans dem
Hügel oberhalb des Ortes zum Schutze der Einwohner das erwähnte Schloß mit drei
Thürmen, die „Fortiea" erbaut. Gegenwärtig ist Otocac noch immer der Ergünznngsbezirk
des Otoeaner Infanterie-Regiments Nr. 79, Sitz einer Bezirksbehörde und eines Bezirks-
gerichtes, eines königlich ungarischen Forstamtes und der Otoeaner Vermögensgemeinde.
Es gibt da eine höhere Knaben-Volksschule, eine Mädchenschule, eine Tischler-, Drechsler-
nnd Wagner-Fachschule. Die Bevölkernng ist römisch-katholisch uud griechisch-orientalisch,
jedes Bekenntnis mit eigener Pfarrkirche. Otocac ist für die Umgebung ein wichtiger Markt,
wo jeden Mittwoch aus allen umliegenden Ortschaften des Gaekathales nnd auch aus dem
benachbarten Bosnien eine rege Zufuhr an Cerealien jeder Art und ein starker Vieh-
auftrieb stattfindet. Die Otoeaner sind in Bezug auf körperliche Entwicklung bei weitem
nicht so groß und stark, wie die eigentlichen Likaner von Gospic und dessen Umgebung. Das
Klima ist im allgemeinen viel milder als in dem bedeutend höher liegenden rauhen Gebiete
der Lika, daher auch die Vegetation kräftiger und der Anbau von Obst und Brotfrüchten
viel ergiebiger. Südöstlich von Otocac breitet sich die Fortsetzung des schönen und frucht-
baren Gackathales aus, eine wellenförmige Ebene zwischen den Bergen der KleinenKapela
und des Velebit. Die Gacka entspringt aus mehreren Quellen unweit von Les^e am Fuße
des Berges Koren, mit so reichlicher Wassermenge, daß sie die Rüder einer Mühle in
Bewegung setzt. Auf ihrem kurzen Laufe durch das Gackathal nimmt sie bis Otocac sechs
Zuflüsse auf. Hier theilt sie sich in zwei Arme, der kürzere schwenkt links ab, fließt in süd-
westlicher Richtung auf dem Höhenzuge des Pakalj vorbei, bildet einen See und strömt in
schmalem Bette weiter, den 60 Meter hohen Wänden der unteren Sviea entlang, wo
schließlich die bisher stillen, ruhigen Wassermassen in zehn bis zwölf Fülle getheilt,
rauschend und tosend über die Wände hinabstürzen. Vor dem Sturz über die Wände treibt
die Gacka, durch praktisch angelegte Schleusen geregelt, etwa 17 Säge-, Walk- und Mahl-
mühlen mit 92 Gängen. In der erwähnten tiefen, mit schönem Grase bewachsenen Mulde
zweigt ein Arm des Flusses als kurzer, schmaler Eaual ab, an dessen Ende ein kreisrunder
Kessel, Stefanijin ponor genannt, gähnt; da trifft das Wasser auf entgegenragende Fels-
spitzen und verschwindet in ungemessener Tiefe. Die übrige Wassermenge eilt im reizenden,
von hohen Bergen gebildeten Svieathale der tiefsten Stelle zu, deren Bergränder im Norden
an 502 Meter, im Süden 609 Meter erreichen, während die steilen Berglehnen im Westen
über 700 Meter emporsteigen. Im Ganzen sind hier 50Katabothren (Schlünde) bekannt, die
das Wasser aufnehmen, das bei Überschwemmungen bis zu deu Dächern der Mühlen reicht.
Unweit von Otocac erhebt sich, der übrigen Gebirgsmasse vorgelagert, westlich der
Verkehrsstraße der 648 Meter hohe Bergkcgel Prozor, über dem gleichnamigen Dorfe,
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch