Seite - 484 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24
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Thätigkeit der Luft gebildet wurde. Zu jeuer Zeit, als gewaltige Gletscher weit iu
Deutschland hineinreichten, geschahen auch in Croatien und Slavonien starke Ver-
änderungen. Die reichen Wälder von Palmen und anderen tropischen Pflanzen ver-
schwanden. Die Temperatur sank und au die Stelle des üppigen Pflanzenlebens trat
eine bescheidene Steppenflora. Heftige Winde trugen den aufgewirbelte» Sand in
gewaltigen Wolken dahin und häuften ihn in Slavonien zn mächtigen Dünen auf. Em
spärlicher Graswuchs bedeckte den Boden, band ihn, und das rasch durchsickernde
Negenwaffer bildete ans den Kalktheilchen seltsam gestaltete kleine Figuren, Kugeln,
Scheiben u. s. w., die sogenannten Lößmännchen.
Einem weichen Mantel gleich umfiug der dahergewehte Sand Berg und Thal,
füllte die Vertiefungen aus, verwandelte die steilen Hänge der Felswände in saufte
Lehnen und machte aus zackigen Gipfeln runde Kuppen. Aber auch das Wasser sog der
Sand auf und die Quellen der Bäche versiegten. So entstand der Löß, der noch hente, bis
in die Berge hinan steigend, hauptsächlich den flachen Boden Slavoniens bildet. Er ist
nicht sehr fruchtbar, lohnt aber doch die Mühe seiner Bearbeitung und trägt reiche Frucht,
wo ihn der Schlamm der fließenden Gewässer oder die Hand des Menschen gedüngt hat.
Die glückliche Lage der slavonischen Senke an der Außenseite des Pozeganer Kessels
und als Flußgebiet jener oben geschilderten Gebirgsarme der Krndija und Dilj gora hat
viel dazu beigetragen, den Lößboden in fruchtbare Ackererde zu verwandeln.
Der vom Winde zusammengewehte Sand, der zu Löß wurde, und die von den Bergen
herabgeschwemmte Erde füllten die mächtige Kluft zwischen dem Pozeganer Berglande
und der Frnska gora im Laufe vou Äonen aus. Jahrtausende vergingen, ehe dies voll-
endet war; die gewaltigen Elephanten, die hier an der Mündung der Save mit Elchen
weideten, fanden im Sande des Löß ihr Grab, und die tümpelartigen Gewässer der
Gegenwart lassen kaum ahnen, daß hier einst die Save floß.
Allein die tiefe Lage des Landes, kaum hundert Meter über dem Meeresspiegel, und
nnr um weniges höher, als die Wellen der Save und Donau, erinnert daran, daß wir uns
hier au einer Stelle befinden, wo die Kräfte des Erdinnern in besonderer Weise thätig
waren und der Oberfläche eine eigenthümliche Form gegeben haben. Hier ist eine Scholle
der Erdkruste, deren Oberfläche eben die Senke bildet, in die Tiefe gesunken; die Ränder
der benachbarten Theile erheben sich als Gebirge an der Grenze dieser Einsenkuug, und
zwar gegen Westen als Pozeganer Bergland, gegen Osten als Frnska gora.
Als Ausgangspunkt der topographischen Schilderung eignet sich am besten die
westliche Umwallung der Senke, das heißt die nähere Umgebung von Djakovo.
Die genauere geologische Darstellung dieses langsam gegen Osten abfallenden Hügel-
gebietes steht noch aus, doch haben Pilars Untersuchungen bereits Ergebnisse geliefert, aus
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch