Seite - 549 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24
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bedeckt. Nur seine breiten Ärmel sind mit farbigen Stickereien bedeckt und werden an den
Handgelenken mit Bändern befestigt. Auf diese Stickereien wird besondere Sorgfalt
verwendet, oft scheint dazu nicht einmal Seide gut genug, sondern die Rosen und
Guirlanden werden mit Goldfäden ausgezogen.
Auf dem gescheitelten Haare sitzt die rothe, eckige „Pocnljica", das goldgestickte
spitzenumsäumte Käppchen, das nur den Scheitel und Hinterkopf bedeckt.
Am Halse glänzen die rothen Korallenreihen der „Kraljuzi" und die Goldmünzen
der „Dzerdane". Kraljuzi und Dzerdane sind die durch Generationen gewanderten Erbstücke,
der Maßstab der Wohlhabenheit, der Stolz der Besitzerin, und je zahlreicher die Reihen
— bis zu 40 oder 50 — der großperligen Korallen den Busen und Hals beschweren,
desto stolzer schreitet die Maid unter ihrer Last einher, desto bewundernder folgt ihr das
Auge der Jünglinge. Im Winter wird die Tracht durch ein tief ausgeschnittenes Leibchen
vervollständigt, das aus geblümter Seide oder schwarzem und blauem Tuch angefertigt
wird. Darüber wird die Surka getragen, ein rother Tuchmantel, reich benäht mit weißen,
blauen, seltener mit weißgrünen und gelben Schnüren.
Das ist die Tracht der Mädchen und jüngeren Weiber, die älteren Frauen ziehen
dunkle Farben vor und ihre Kleidungsstücke sind nicht so reich mit farbigen Stickereien
versehen, auch wird das dunkle Käppchen noch mit der „Peca", einem weißen Kopstuch,
bedeckt. Genau vorgeschrieben ist die Tracht der „Zalba", der Trauer, und merkwürdiger-
weise ist sie ganz weiß, nur der Gürtel schwarz. Diese weiße Kleidung behalten die älteren
Witwen bis zu ihrem Tod; auch bei den jüngeren Weibern ist die Tracht der Trauer
nicht auf ein Jahr beschränkt, denn das tiefe und starke Empfinden gestattet die gewöhnliche
Kleidung erst, wenn der Verlust des geliebten Todten durch ein neues Glück gewisser-
maßen wieder gutgemacht ist. Im Winter tragen die älteren Weiber noch ihre „Mentene",
mit Fuchsfell verbrämte Pelzmäntel von blauer oder grüner Farbe. Die kostbaren Stücke
vererben sich durch Generationen und werden leider, von den billigeren fremden Waaren
verdrängt, immer seltener.
Das Gebiet, das die Moslaviner Granitberge bilden, ist klein, aber trotzdem
weist seine Bevölkerung verschiedene Typen auf. So weit die Forschungen Despot
Teodorcevic', des besten Kenners dieses Gaues, schließen lassen, treten die unterscheidenden
Eigenthümlichkeiten der verschiedenen Typen weniger in Sprache, Tracht und Lebens-
führung, als im physischen Habitus hervor. Die vou Despot Teodoreeviö angestellten
ethnographischen Untersuchungen haben ergeben, daß die Bevölkerung sehr stark gemischt ist
und zwei Typen deutlich erkennen läßt. Der eine Typus stellt sich in hochgewachsenen,
schlanken Gestalten dar, die nach der Farbe des Haares, der Haut, der Augen zc.
den Blonden zuzuzählen sind: den anderen Typus vertreten gedrungene, schwarzhaarige
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Kroatien und Slawonien, Band 24"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Kroatien und Slawonien, Band 24
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Kroatien und Slawonien
- Band
- 24
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1902
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.19 x 22.65 cm
- Seiten
- 630
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch