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104 Der heilige Apostel Phili
bemüht war, das Glück, welches ikm zu Theil geworden, auck An-
dern mitzutheilen. Er hatte einen Freund, der Nathanael hieß.
Auch dieser war voll Gottesfurcht und Rechtschaffenheit. Gewiß hat:
ten sich beide schon öfters von dem zu erwartenden Messias unterre-
det, und Philippus wußte, wie schr eine Nachricht von demselben
ihn erfreuen würde. Daher eilte er jetzt zu ihm, und rics ihm mit
der größten Freude entgegen: „Wir haben ihn gefunden, von dem
Moses und die Propheten geschrieben haben. Es ist Jesus, der
Sohn Josephs von Nazareth."
Nathanael nahm anfanglich Anstand, es zu glauben, daß Jo-
sephs Sohn aus Nazareth der Messias seyn sollte. Philippus, dessen
Herz von himmlischer Freude glühte, sagte nur: „Komm und sieh!"
Er war so ganz von der göttlichen Liebenswürdigkeit Jesu emgenom-
mcn, daß er glaubte, ein einziger Blick und nur ein Wort aus des-
sen Mund, werde dem Nathanael allen Zweifel bcnehmcn, und auch
diesen zum Anhänger und Jünger machen. Daß dieses wirklick ge-
schchen sey, werden wir in der Lebcnsgeschichte des heiligen Bartho:
lomäus hören.
Drei Tage nach dieser Begebenheit war Philippus bei der Hoch-
zeit zu Kana gegenwärtig, und als Jesus die zwölf Apostel aus
seinen Jüngern auswählte, wurde auch er in die Zahl derselben ge:
setzt. Was wir von ihm in den Evangelien lesen, zeigt uns, daß
er dieser ehrenvollen Auswahl w.rth war; denn er zeigte, nebst vie-
ler Wißbegierde und Freimüthigkeit, eine große Anhänglichkeit an sei-
nen Lehrmeister, und einen warmen Eifer für das Amt, zu dem er
berufen war. In folgenden Begebenheiten, die in den Evangelien
erzählt werden, wird des Philippus ausdrücklich und namentlich ge:
dacht. Als sich Jesus, nicht lange vor dem Osterfeste der Juden,
über das galiläische Meer in die Gegend bei Tiberias begab, folg-
ten ihm viele Menschen nach, weil sie die Wunderzeichen gesehen
hatten, die er an den Kranken verichtete. Jesus war von Mitleid
gerührt, da er die große Menge Volkes sah, welche äußerst hung-
rig und abgemattet in dieser unbewohnten Gegend ohne Vorrath an
Lebcnsmitteln war, und legte dem Philippus die Frage vor: „Was
denkst du wohl, wo könnten wir Brod bekommen, um alle diese
Menschen zu speisen?" Durch diese Frage wollte Jesus den Philip-
pus auf die Probe stellen, und ihn auf den Gedanken führen: sein
Hcrr und Meister werde hier wohl selbst am besten zu helfen wis-
sen. Zutrauen zu erwecken, und dessen Glauben zu stärken, war hier
die Absicht Jesu. So läßt der liebe Gott auch über uns manche
zweifelhafte und widerwärtige Zufälle kommen, damit unser Ver-
trauen geprüft und befestiget werde. Philippus verstand den prüfen-
den Wink seines Meisters nicht, dachte nur an den geringen Geld-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen