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128 Dcr heil. Apostel
Reue allein ist fressender Essig darauf, Vertrauen auf Gottes
Herzigkeit ist lindernder Balsam. Dem Sünder, welcher Reue olnn'
Vertrauen hat, bleibt nichts übrig, als Verzweiflung, sowie hin-
gegen Vertrauen ohne Reue eine eben so verderbliche Vermessen:
heit wäre.
Nach der Himmelfahrt Jesu wurde Mathias an die Stelle des
Judas in die Zahl der Apostel aufgenommen. Er war einer der
zwei und sicbenzig Jünger, und ein sehr treuer und eifriger Anhänger
Jesu. Nachdem Jesus in den Himmel aufgefahren war, kehrten
die eilf Apostel und die Jünger von dem Oclbcrge wieder nach Jeru-
salem zurück. Da versammelten sie sich sammt der heiligen Maria,
der Mutter des Herrn, und den übrigen frommen Anhängerinnen
Jesu öfters in einem Hause, widmeten sich dem Gebethe, und er-
warteten die Ankunft des verheißenen heiligen Geistes. Als sie eines
Tages, bei 120 an der Zahl, so in frommer Andacht beisammen
waren, trat Petrus mitten in die Versammlung, und stellte die Noth-
wendigkeit vor, an die Stelle des treulosen Judas einen andern
tauglichen Mann zum Apostel zu wählen, und zwar aus dcr Zahl
derer, welche die ganze Zeit über, da Jesus sein öffentliches Lehramt
verwaltete, bis zu seinem Tode mit ihm Umgang gepflogen hatten,
damit der Gewählte von Allem, was Iefuü lehrte und that, be-
sonders von der Auferstehung ein getreuer und glaubwürdiger Zeuge
seyn könnte. Dieser Vortrag des Petrus wurde von allen Anwesen-
den gcbilliget. Die Apostel brachten zwei aus der Versammlung in
Vorschlag, in welche auch alle Andern ein besonderes Zutrauen setz-
ten, nämlich den Joseph Barsabas, mit dem Beinamen der Gerechte,
und den Mathias. Die versammelte Gemeinde hielt diese Beiden
für gleich würdig, deßwegen siel ihr die Entscheidung, welcher ge-
wählt werden solle, zu schwer. Alle wandten sich daher mit einem
kurzen, vertrauensvollen Gebethe zu Gott, der aller Menschen Herzen
durchforschet, daß er das Loos, welches sie über, dieselben werfen
wollten, auf den Würdigsten fallen lassen, und auf diese Weise den
selbst auswählen wolle, welcher ihm der gefälligste wäre. Das Loos
traf den Mathias, und so ward er anstatt des Judas Iskarioth
der zwölfte Apostel. Er sollte die Verräthcrei des Judas durch seine
besondere Treue wieder gut machen, und er that es auch wirklich
durch seinen großen Eifer in dem apostolischen Berufe.
Wenn wir in jeder Angelegenheit, insbesondere auch bei unsern
Standcswahlen durch eigene ernstliche Ucberlegung, und durch den Rath
weiser und frommer Menschen redlich den Willen Gottes zu erkennen
suchen, aufrichtig das Beste wollen, und uns durch eifriges und
vertrauensvolles Gebeth um Erleuchtung und Leitung zu Gott wen-
den, so dürfen wir uns dcr göttlichen Führung mit Zuversicht über-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen