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Am 2«. Jänner. 217
Asiens, und alle die, welche dem Polykarpus im bischöflichen Amte
gefolgt sind.'-
Mit sorgfältiger Wachsamkeit bewachte Polykarpus die Reinheit
der apostolischen Lehre, verabscheute die Irrlehren, und setzte sich den
Urhebern und Anhängern derselben mit standhaftem Muthe entgegen.
Hievon überzeugt uns ein Vorfall, der sich, nach der Erzählung des
Irenäus, während seines Aufenthaltes in Rom, ereignete. Der hei-
lige Bischof begegnete zu Rom dem Irrlehrcr Marcian. Dieser
fragte: „Ob er ihn kenne?" „Ja, antwortete Polykarpus, ich kenne
den Erstgebornen des Satans." Er berief sich oft auf das Bei:
spiel des Apostels Johannes, welcher, als er in ein Bad kam, und
hörte, daß der Irrlehrer Cerinthus auch da sey, zu seinen Gefähr-
ten sagte: „Laßt uns fliehen, denn das Bad möchte zusammenstürzen,
weil Cerinthus, dieser Feind der Wahrheit, darin ist!"
Mit rastloser Mühe war Polykarpus besorgt, die, welche von
der reinen Lehre abgewichen waren, wieder auf den Weg der Wahr-
heit zurück zu bringen. Marcian hatte durch seine betrügerischen
Weissagungen Viele irre geführt. Der heilige Bischof brachte sie
zur wahren Kirche wieder zurück, indem er standhaft bekräftigte, daß
er die Lehre, die er vortrage, von den Aposteln empfangen habe.
Bis in sein höchstes Alter (von bereits 100 Jahren) hatte Polykar-
pus durch das Licht der reinen Lehre, und seines heiligen Wandels
in der Kirche Jesu Christi herrlich geleuchtet, als er endlich die Mar-
tcrkrone erlangte. Im Jahre 166 unter der Regierung des Kaisers
Markus Aurelius brach in Smyrna eine schwere Verfolgung aus,
in welcher nebst mehrern andern Gläubigen auch der hochbejahrte
Bischof sein Leben opferte. Die Geschichte dieses merkwürdigen Mar-
terthums wird uns in einem Briefe erzählt, welcher von der Chri-
stengemeinde zu Smyrna, also von Augen- und Ohrenzeugen, an
die Kirche zu Philadelphia geschrieben worden ist. Es kann kaum
etwas Rührenderes gelesen werden, als dieser Bericht über den Tod
des heiligen Polykarpus. Nach dem gewöhnlichen Gruße erzählt die
Christengemeinde zu Smyrna,, daß mehrere Christen, von der Wuth
der Verfolger hingerissen, die schrecklichsten Martern erduldet haben,
und standhaft im Bekenntnisse Jesu Christi gestorben seyen, daß nur
wenige, und namentlich auch ein gewisser Ouintus, die zu viel auf
ihre eigene Kraft vertrauten, und sich selbst zu den Martern hin-
drängten, von den Schrecken derselben überwältiget, den Glauben
verläugnct haben. Dann fährt sie wörtlich so fort:
„Als Polykarpus, dieser bewunderungswürdige Mann, hörte,
daß das Volk ihm nach dem Leben strebe, wurde er nicht erschreckt,
sondern wollte in der Stadt bleiben. Die Meisten aber redeten ihm
zu, daß er entweichen möchte. Da entwich er auf ein von der
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen